Von Amts wegen ein Geschenk mit Pferdefuß

■ Angebot an Besetzerinnen: Leerstehende Alliiertenwohnungen mit Asbest

Berlin. Die Besetzung leerstehender alliierter Wohnungen durch eine Gruppe von Frauen und Kindern vor zwei Wochen hat erste Erfolge gezeitigt, aber der Jubel ist verfrüht: Am kommenden Freitag wird die Oberfinanzdirektion mehrere leerstehende Alliiertenwohnungen in Spandau und Karlshorst an die Staatssekretärin der Senatsfrauenverwaltung, Helga Korthaase (SPD), übergeben. Deren Mitarbeiterinnen sollen die Wohnungen dann an obachlose Frauen vermieten. Das teilte gestern der Sprecher der Oberfinanzdirektion, Wolfgang Grasnickel, auf Nachfrage der taz mit. Es handele sich dabei um zwölf Wohnungen am Brunsbütteler Damm mit je zweieinhalb Zimmern sowie ein ehemaliges Wohnheim für Diplomatenschüler mit 28 Einzimmer-Appartements. Die Wohnungen könnten für etwa zehn bis zwölf Monate von den Frauen zwischengenutzt werden und würden danach an die Bezirke beziehungsweise Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften übergeben, die über die Weitervermietung zu entscheiden hätten.

Mit diesem Angebot haben der Präsident der Oberfinanzdirektion, Ingo Trendelenburg, sowie Mitarbeiter des Bundesvermögensamtes überraschend schnell auf ein Gespräch mit Vertreterinnen obdachloser Frauen am vergangenen Mittwoch reagiert. Wie berichtet, hatten 25 obdachlose Frauen und deren Kinder Ende Januar einen leerstehenden Wohnkomplex der Alliierten in Zehlendorf besetzt, waren aber noch am selben Tag von der Polizei geräumt worden. Bei dem Gespräch am Mittwoch hatten Oberfinanzdirektion und Bundesvermögensamt zugesagt, den Frauen kurzfristig leerstehende Objekte zur Verfügung zu stellen, um deren Wohnungsnot zu lindern. „So gesehen“, räumte der Pressesprecher Wolfgang Grasnickel gestern ein, „war die Besetzungsaktion der Frauen ein Erfolg.“

Die Offerte hat allerdings einen Pferdefuß. Die Wohnungen am Brunsbütteler Damm können laut Grasnickel im Gegensatz zu den Appartements in Karlshorst nicht sofort bezogen werden. Der Grund: Die Briten hatten Asbestplatten hinter die Heizungen montiert. Wie lange die Sanierungsarbeiten dauern werden, vermochte Grasnickel nicht zu sagen, hofft aber, daß die Wohnungen in drei Wochen bezugsfertig seien. Die baupolitische Sprecherin des Bündnis 90/Grüne, Elisabeth Ziemer, ist da skeptisch. Zuvor müsse ein Gutachten in Auftrag gegeben werden, und auch die Arbeiten selbst würden „dauern“. Das Geschenk, so Ziemers Eindruck, habe mehr Nach- als Vorteile. Eins hätte die Oberfinanzdirektion mit ihrem Angebot jedoch erreicht: „Sie steht jetzt in der Öffentlichkeit gut da.“ plu