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■ Landwirtschafts-Brigaden abgeschafft/ Benetton eröffnet Filiale in Havanna

Havanna (taz) – Luciano Benetton im Handshake mit Fidel Castro – das ist kein neues Werbeplakat des erfolgreichsten Kleidungskonzerns der Welt, sondern eine jüngste Erfolgsmeldung der Wirtschaftsstrategen in Havanna. Luciano Benetton höchstpersönlich war nach Kuba gekommen, um die erste Filiale auf der sozialistischen Karibikinsel zu eröffnen. Und Staatschef Fidel Castro höchstpersönlich empfing ihn. Denn seit dem Zusammenbruch der osteuropäischen Handelspartner wirbt die kubanische Regierung mit Macht um ausländische Investitionen und Joint-ventures.

Das ist – zumal unter den Pressionen der US-amerikanischen Wirtschaftsblockade – ein mühsames Geschäft. Zwar ist mittlerweile in der Verfassung verankert, daß das sozialistische Kuba ausländischen Kapitalisten beste Investitionsbedingungen garantiert. Dennoch sind in dem 10-Millionen- Einwohner-Staat zur Zeit ganze 76 Joint-venture-Unternehmen im Betrieb, so die regierungsamtliche Ziffer. Die Zahl weiterer Interessenten in Europa. Lateinamerika und Kanada sei allerdings sehr groß, heißt es.

Um diesen ausländische Unternehmen im Kuba-Geschäft zur Seite zu stehen, ist im vergangenen Jahr die nationale Beratungsgesellschaft CONAS gegründet worden. Mit ihr sei „erstmals in Kuba eine private Organisation zugelassen worden“, schreibt die Dritte- Welt-Nachrichtenagentur ips. Eine vage Formulierung, die den Beginn des freien Unternehmertums in Kuba suggeriert – und damit zwei Nummern zu hoch gegriffen sein dürfte. Denn der neue Pragmatismus erstreckt allein auf nichtkubanische Unternehmen. Außerhalb der Dollarenklaven für ausländisches Kapital und ausländische Urlauber finden Veränderungen (das Wort „Reformen“ ist nicht allzu beliebt) nur innerhalb der engen Grenzen des Staatssozialismus statt.

So werden in der Zuckerproduktion, dem traditionellen Eckpfeiler der kubanischen Ökonomie, jetzt die zentral organisierten „Landwirtschaftlichen Produktionsbrigaden“ abgeschafft. Kleinere und effizientere Einheiten sollen an ihre Stelle treten. Die Aufteilung in einzelne Großfarmen mit jeweils rund 200 festen Angestellten soll vor allem die Arbeiter fester an den von ihnen bearbeiteten Boden binden, so die erklärte Absicht.

Doch was des Staates ist, soll auch des Staates bleiben. Die strikte Trennung der quasikapitalistischen Dollarenklaven von der sozialistischen Peso-Welt der kubanischen Bevölkerung bleibt Grundpfeiler der gegenwärtigen Wirtschaftsstrategie. So wird kein Hemd und keine Hose von Benetton für kubanische Pesos über den Ladentisch gehen. Die jüngst eröffnete Boutique in Havannas „Comodoro Hotel“ verkauft in Dollar – deren Besitz ist für kubanische Staatsbürger ein strafbares Delikt.

Der „interessante kubanische Markt“ besteht für die ausländischen Investoren daher vor allem in den Dollarshops und Hotels für die Touristen – im vergangenen Jahr rund eine halbe Million, Tendenz steigend. Und in Zukunftsperspektiven, für die es bereits jetzt den Fuß in die Tür zu setzen gilt: Benetton etwa gehörte Ende der 80er Jahre auch zu den ersten Unternehmen, die Filialen in der Sowjetunion eröffneten. Luciano Benetton hat es nicht bereut. Bert Hoffmann