Krankenhaus wird evakuiert

■ Warrelmann sprengt am Sonntag 5-Zentner-Bombe beim Diako in Gröpelingen

Krankenhaus wird evakuiert

Warrelmann sprengt am Sonntag 5-Zentner-Bombe beim Diako in Gröpelingen

„In Ihrem Wohnbereich hat unser Sprengmeister eine schwere Bombe gefunden“ — diese Nachricht, in deutscher und türkischer Fassung, flattert seit zwei Tagen den GröpelingerInnen ins Haus. Im Umkreis von 500 Metern rund um den Bahndamm an der Adelenstraße müssen die AnwohnerInnen bis 10 Uhr am Sonntag morgen die Wohnungen geräumt und das Gebiet verlassen haben — wieder einmal sprengt Harry Warrelmann eine Bombe aus dem 2. Weltkrieg. Zweimal mußte aus solchem Anlaß bereits der Knast in Oslebshausen geräumt werden — doch diesmal sind von der Evakuierung neben 500 AnwohnerInnen auch das Diakonissenkrankenhaus und das Altenheim Adelenstift betroffen.

Gegen 11.30 am Sonntag wird der große Knall erwartet: Der Zündmechanismus des fünf Zentner schweren, englischen Blindgängers aus dem 2. Weltkrieg ist so schwer beschädigt, daß eine Entschärfung nicht möglich ist. „Wir können nicht abschätzen, welche Wirkung die Bombe haben wird“, sagt Rainer Zottmann, Koordinator der Polizei. Deshalb die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen: Schon Samstag vormittag wird das Diako-Krankenhaus geräumt werden. Bereits seit einer Woche werden keine neuen PatientInnen mehr dorthin überwiesen. Noch etwa 80 Menschen statt 415 bei Vollbelegung sind für ein bis zwei Tage untergebracht; nach Schätzung des Klinikdirektor Dr. Klaus Fischer bedeutet dies 1,2 Millionen Mark Minus, denn auch nach der Sprengung kann der Krankenhausbetrieb erst nach einer umfangreichen Überprüfung sämtlicher Versorgungs- und sonstigen Einrichtungen wieder voll weiterlaufen.

Mit Hilfe von 20 Wagen der Feuerwehr werden die PatientInnen, darunter acht IntensivpatientInnen, auf die Intensivstationen anderer Kliniken, in die Orthopädische Klinik nach Lesum oder in die Sanitätseinheit der Kaserne verlegt. Am Sonntag hilft der Feuerwehrtroß dann bei der Evakuierung des Altenheimes: Dort müssen etwa 100 BewohnerInnen, darunter 25 RollstuhlfahrerInnen und 20 Bettlägerige, aus der „Sicherheitszone 1“ gebracht werden.

Teile des Altenheimes sind so nah am geplanten Sprengungsort gelegen, daß dort zur Zeit die Fassade komplett mit einer Bretterwand zum Schutz vor Splittern aufgebaut wird. Strohballen, Sandhügel und Gräben sollen die Auswirkungen der Detonation mindern. Den AnwohnerInnen im Umkreis von 500 Metern wird geraten, auch ihre Autos aus der Zone zu entfernen. Die Polizei wird an allen Haustüren klingeln und die Evakuierung überwachen; der Schutz der leerstehenden Wohnungen soll durch Streifen gewährleistet werden. Im Umkreis von 750 Metern wird den AnwohnerInnen geraten, sich nicht draußen aufzuhalten, die Fenster zu öffnen und sich in den dem Sprengungsort abgekehrten Zimmern zu bleiben. Nach der Sprengung soll dann die große Bestandsaufnahme kommen: Eventuelle Schäden sollten sofort gemeldet werden.

Für Harry Warrelmann wird der Sonntag auch nicht unbedingt ein Tag wie jeder andere: Bevor der Koloß in die Luft gesprengt werden kann, muß er etwa zweieinhalb Meter vom jetzigen Fundort in ein Sprengloch gezogen werden — „Sonst würden zusätzlich auch noch Eisenbahngleise durch die Luft fliegen.“ Während dieser Aktion werden Warrelmann und sein Mitarbeiter nur 75 Meter von der unberechenbaren Bombe entfernt sein — nachdem sie das Seil und die Sprengladung an ihr befestigt haben. „Das muß auf Anhieb funktionieren — es kann kein zweites Mal geben“, so der Sprengmeister. Dabei denkt er an zwei seiner hessischen Kollegen, die bei einem solchen zweiten Versuch in ähnlichem Fall tödlich verunglückt sind. Dennoch sagt Warrelmann: „Ich bin da optimistisch.“ skai