Wehrsportgruppe in Neuengamme

■ Großrazzia bei Mitgliedern von Skinhead-Bands / Erfolg von Staats- und Verfassungsschutz

bei Mitgliedern von Skinhead-Bands

Erfolg von Staats- und Verfassungsschutz?

Im Zuge einer bundesweiten Polizeiaktion gegen rechtsradikale Rockbands und deren Vertriebsgesellschaften hat die Hamburger Polizei gestern mehr als 20 Wohnungen durchsucht sowie das Lager einer Wehrsportgruppe in Neuengamme ausgehoben. Ferner filzten Staatsschützer die Räume der „Deutschen Konservativen“ sowie eines rechtsradikalen Buchversands. Die Großrazzia begann in den frühen Morgenstunden. Ausgestattet mit 28 Durchsuchungsbeschlüssen durchsuchten 99 FahnderInnen die Wohnungen von Mitgliedern der Rockbands „Commando Pernod“ sowie „Oi Dramz“, eine Skin-Band, die den „Sinsdorfer Skinheads“ nahesteht.

Mitglieder der „Sinsdorfer Skinheads“ waren im Juli vergangenen Jahres überführt worden, mindestens drei Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sowie auf den Verein „Arbeiterkultur“ in Harburg verübt und weitere Brandstiftungen geplant zu haben. Bei der gestrigen Durchsuchung beschlagnahmten die Polizisten zahlreiche Musik- und Videokassetten mit rechtsradikalen Musikstücken sowie das Mutterband eines neuen Titels namens: „Negerdreck!“

Ein weiterer Schwerpunkt der Polizeiaktion richtete sich gegen 30 Mitglieder einer Wehrsportgruppe, die im Oktober 1992 bei Eschede in Uniform und Kampfmontur eine Wehrsportübung mit Zielschießen absolviert hatten. Neun Personen dieser paramilitärische Einheit im Alter zwischen 18 und 33 Jahren konnten mittlerweile identifiziert werden. Bei der Durchsuchung eines Anwesens in Neuengamme, das als Lager genutzt wurde, fanden die Staatsschützer Uniformen, Stahlhelme, militärische Ausrüstungen sowie einen alten Militär-Laster, auf dem Zelte und Kampfausrüstungen gelagert waren.

Auch die Vereinsräume der „Deutschen Konservativen“ wurden von der Polizei heimgesucht. Dabei beschlagnahmten Beamte mehrere tausend Druckschriften des Ex-Bild-Journalisten Joachim Siegerist, die nach Auffassung des Amtsgerichts volksverhetzenden Charakters sind. Auch die Druckvorlage der inkriminierten Flugschrift konnte sichergestellt werden.

1Darüber hinaus ermittelt der

Staatschutz gegen zwei Inhaber eines Hamburger Buchversands wegen des „Verdachts der Verbreitung von Propagandamitteln von verfassungswidrigen Organisationen“. Der Verlag soll Schallplatten mit Sprechtexten aus dem Hitler–Faschismus verschickt haben, die mit Kennzeichen verfassungswidriger

1Organisationen versehen waren.

SPD-Innensenator Werner Hackmann versuchte, den Polizeicoup auf seine Fahnen zu schreiben. Hackmann: „Damit hat sich erneut die bereits 1991 getroffene Entscheidung Hamburgs, Skinheads vom Staats- und Verfassungsschutz beobachten zu lassen, als sinnvolle Maßnahme erwiesen.“ Peter Müller