Uhrlau warnt vor Rechtsradikalismus

Der Hamburger Verfassungsschutzchef Ernst Uhrlau hat davor gewarnt, nach dem Rückgang der Gewalttaten gegen Ausländer weitere rechtsradikale Entwicklungen zu verschlafen. „Trotz aller Solidaritätsbekundungen mit Ausländern in den vergangenen Wochen ist voreiliger Optimismus nicht angebracht“, sagte der Experte für Rechtsradikalismus am Donnerstag abend vor der Bezirksversammlung in Hamburg-Nord.

Uhrlau wies darauf hin, daß die Anzahl der Gewalttaten seit vorigem Dezember drastisch gesunken sei. Es habe jedoch auch kurz nach den Brandanschlägen in Hoyerswerda im September 1991 schlagartig weniger Gewaltakte gegen Ausländer gegeben, die aber schon einige Wochen später wieder dramatisch zugenommen hätten. „Der Rechtsradikalismus ist eben kein kurzfristiges Phänomen, sondern langfristige Lösungen sind nötig“, so Uhrlau.

„Der wachsende Rechtsradikalismus zeigt letztlich, daß die Erwartung der Menschen in demokratische Strukturen zerstört ist“, sagte der Experte. Inzwischen gebe es etwa 65000 organisierte und unorganisierte Rechtsextreme; viele Neonazis im Osten seien nach der Öffnung der Mauer von westlichen Neonazi-Organisationen rekrutiert worden.

Hamburg stehe in der Gewaltstatistik '92 bezogen auf die Bevölkerungszahlen zwar nur an 13. Stelle von 16 Bundesländern. Vor allem im Süden und Osten der Stadt aber habe sich die rechtsextreme Szene, die der Neonazi Michael Kühnen in den 70er Jahren aufgebaut habe, bis heute gehalten.

dpa