„Schwarze Sau, au, au, au“

■ Sensationell: Hertha-BSC-Amateure gewannen 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg

Berlin. 13.800 Fans waren Dienstag abend ins ausverkaufte Mommsenstadion gekommen, um den Pokalsieg der Amateure von Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg mitzuerleben. Der 2:1-Sieg der Amateure gegen die Profis war sensationell. Erschreckend hingegen das Verhalten vieler Fans.

Anpfiff 20 Uhr: Spuck-Attacken und erste rassistische Angriffe der quakenden Meute an die Adresse des Nürnberger Nationaltorwarts: „Köppke geh' doch nach Polen!“ In Richtung des farbigen Stürmers Sergio Bustos kreischte die Masse Urwaldrufe und: „Schwarze Sau, au, au, au.“ Als der Schiedsrichter einen Freistoß für Nürnberg erkannte, flogen Feuerzeuge und Wunderkerzen, Böller wurden gezündet, zur Befestigung der Werbeplakate benutzte Karabinerhaken und Flaschen geschmissen und ein Teil des Spielfeldes flächendeckend mit Bierdeckeln überhäuft. Einhellig klang es: „Jude! Jude! Jude!“ und „Der Schiedsrichter hat keinen Führer- Schein.“ Die Mienen der Ordner am Spielfeldrand zeigten ängstliche Züge. Als das 1:0 für die Hertha-Amateure fiel, bestiegen – obwohl mittlerweile Profiordner nebst Kampfhunden auf der Bildfläche auftauchten – Dutzende Hooligans die Gitterzäune und machten sich zum Absprung bereit.

Als in der 89. Minute Köppke zum 2:1 hinter sich griff, sprangen – trotz einer am Zaun aufgereihten Polizeikette – die ersten Hertha- Frösche auf die Tartanbahn. Vereinzelte Festnahmen konnten vorgenommen werden, doch als der Schlußpfiff ertönte, gab es kein Halten mehr: Die brodelnde Menge ergoß sich über den Zaun auf das Spielfeld. Die Ordner hatten schon längst das Weite gesucht. Auch die Freunde und Helfer standen fassungslos inmitten der ausgeflippten Fußball- und Antiausländerfanatiker. Aus sicherheitstechnischen Gründen wird das nächste Pokalspiel wahrscheinlich im Olympiastadion stattfinden. Christian Haase