Wohnen bis die Birne kommt

■ 16 Wohnungssuchende besetzten Riesenhaus in idyllischer Umgebung

Bitte das alte Haus mit Baum

Besetzung am WörpedeichFoto: Tristan Vankann

„Auch wenn es nur vorübergehend ist, freuen wir uns in diesem schönen Haus wohnen zu können“. Es sind HausbesetzerInnen der ganz netten Art, die seit Samstag am Lilienthaler Mühlendamm residieren. „ArbeiterInnen und StudentInnen“ sind es, die nicht einsehen wollen, daß das 500-Quadratmeterhaus leersteht und vor sich hingammelt, während sie verzweilfelt nach einer Wohnung suchen. Und so sind sie 16-Leute

hoch eingezogen und haben ihre Lilienthaler Nachbarn für die nächsten Tage schon einmal zum „Einstandskaffeetrinken“ geladen.

Der Eigentümer des Hauses möchte auch Wohnraum schaffen, aber ganz neuen und teuren. Er will das schöne aber stark renovierungsbeürftige Gebäude flachlegen und statt dessen ein profitabeleres Neun-Parteien-Mietshaus errichten.

Über seinen Abrißantrag muß der Verwaltungsausschuß der Gemeinde Lilienthal und dann der Landkreis entscheiden, und das kann noch dauern. Schließlich ist für das idyllische Gebiet am Rande der Wümmewiesen eine Erhaltungssatzung erlassen worden. Für die Zeit, bis die Entscheidung gefallen ist und abgerissen werden darf, möchten die Hausbesetzer dort zwischen einem kleinen Wälchen und der Wörpe wohnen.

Und die Chancen stehen seit gestern nicht ganz schlecht. In einem kurzfristig vereinbarten Gespräch mit dem stellvertretenden Lilienthaler Gemeindedirektor Werner Schacht bot der Eigentümer der Gemeinde die ganze Villa zur Miete an bis über die Umnutzung entschieden ist. Wenn der Mietpreis stimmt, wird die Gemeinde wohl zugreifen, denn Wohnungnot gibt es auch in Lilienthal. „Obdachlose, Asylbewerber, Aussiedler“, fallen Schacht als potentielle Bewohner ein. Aber auch die BesetzerInnen haben Chancen: „Ich kann mir auch eine gemischte Nutzung vorstellen“, meinte Schacht.

hbk