Ratloser Antirassismus

■ Die Frauenbewegung diskutiert weiter

Des Themas Rassismus hat sich die deutsche Frauenbewegung nur zögerlich angenommen. Denn hier geriet das feministische Weltbild ins Wanken: Daß die Unterdrückten auch unterdrücken, das mochten viele nicht glauben. Die weiße, mitteleuropäische Frau wurde zur Mittäterin des Patriarchen. Nicht länger war die Frau der bessere Mensch. Hinzu kam die Unsicherheit gegenüber den „fremden“ Frauen. Diese Auseinandersetzung ist gezeichnet von Tabus und Mißverständnissen.

Die Debatte um den Rassismus im Feminismus hat auf der Bremer Frauenwoche eine längere Tradition als anderswo. Durch die Angriffe auf Asylantenheime in Rostock und an anderen Orten hat sie eine neue, schreckliche Dimension gewonnen. Rassismus ist nicht länger nur ein Schlagwort, er ist faßbar geworden. Daß weiße Frauen sich unter diesen Umständen hinstellen und sagen: „Ich habe Angst“, kann bei den schwarzen Frauen nur auf Unverständnis stoßen. Gegen den Golfkrieg hatten sich schnell Fraueninitiativen gebildet. Doch in der Rassismusfrage sind die Frauen immer noch ratlos und reden über Tabus, Empfindlichkeiten und Ängste. Diemut Roether