Ölwaggons nach Serbien

■ Unter Umgehung des Embargos schmieren Griechenland und Mazedonien regelmäßig die serbische Kriegsmaschine

Baden-Baden/Athen (dpa) — Trotz des UNO-Embargos gegen Rest-Jugoslawien gelangen täglich mehrere tausend Tonnen Rohöl und Benzin aus Griechenland und Mazedonien nach Serbien. Regelmäßig passieren pro Tag bis zu sechs Güterzüge mit je rund 15 Tankwaggons die mazedonisch-serbische Grenze in Richtung Serbien, insgesamt 4.000 Tonnen, berichtete das ARD-Europa-Magazin am Samstag. Sowohl die Tankwaggons als auch Tanklastwagen, die zum Teil aus Griechenland kämen, würden nur in Ausnahmefällen an der Grenze von den Zöllnern kontrolliert. Die Regierungen von Griechenland und Mazedonien haben wiederholt Verstöße gegen das UNO-Embargo bestritten. Gereizt reagiert insbesondere die griechische Öffentlichkeit auf Vorwürfe, da auch Firmen anderer Länder ihre Geschäfte unter Umgehung des Embargos machten.

Das Reporterteam des Südwestfunks beobachtete den Bruch des UNO-Embargos in der vergangenen Woche bei Komanovo an der mazedonisch-serbischen Grenze, überwiegend auf dem Schienenwege. Die Tankwaggons seien mit der Aufschrift „Yugo-Petrol-Beograd“ versehen, einer serbischen Transportfirma für Mineralölprodukte, die bereits vor dem Krieg die Öllieferungen ausschließlich für Serbien organisiert habe. Täglich führen außerdem etwa 60 Tanklastwagen über Mazedonien nach Serbien, etwa die Hälfte davon mit serbischen Nummernschildern. Die Lkws kämen zum Teil direkt aus dem griechischen Hafen Thessaloniki, teilweise aber auch aus einer mazedonischen Rohölraffinerie bei Skopje.

Der mazedonische Ministerpräsident Nikola Klusev bestritt den Bruch des Embargos. Andererseits sagte Klusev in dem Fernsehbericht, er halte es für wünschenswert, wenn UNO-Soldaten unabhängig von den mazedonischen Zöllnern die serbisch-mazedonische Grenze kontrollierten.

Der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher warf der UNO vor, das Embargo gegen Rest-Jugoslawien nur „halbherzig“ durchzusetzen. Bei der EG-Kommission wurde auf den EG-Vorschlag zur Abdichtung der Sperre hingewiesen, der heute auf Beamtenebene in Brüssel von den EG-Ländern angenommen werden dürfte.

Nach — offiziell dementierten — Berichten über Öllieferungen auch aus Rumänien meldete die albanische Tageszeitung Koha Jone, es gebe Beweise für einen regelmäßigen illegalen Export von Erdöl aus Albanien nach Rest-Jugoslawien. Es werde alles getan, um „diese kriminellen Verbindungen bloßzulegen“.