Bei Kritik Lebensgefahr

■ Umweltschützer und Journalisten auf den Philippinen zunehmend bedroht

Manila (IPS) — Umweltschützer und Journalisten leben auf den Philippinen gefährlich. Mordanschläge, Einschüchterungsversuche sowie Millionenklagen für das Aufzeigen von Umweltproblemen, meistens durch Holzfirmen, häufen sich, heißt es in einem gemeinsamen Bericht von Human Rights Watch und dem Natural Ressources Defence Council. Empfindlich gegen ökologische Aufklärung und Berichterstattung sind offenbar vor allem mächtige Familienclans und Militärkreise.

Gleich mehrere Fälle kann der Bericht zitieren, bei denen Umweltschützer ihr Engagement mit dem Leben bezahlten. Im vergangenen Oktober wurde der Priester Nery Lito Satur ermordet, der in der südlichen Provinz Bukidnon eine Kampagne gegen die Abholzung gestartet und kurz vor seinem Tod Holz im Wert von 1.600 Dollar hatte beschlagnahmen lassen.

Der bekannte Führer des Isneg- Volksstammes, Henry Domoldol, der für die Bewahrung der Wälder auf dem Isneg-Gebiet in der nördlichen Provinz Kalinga-Apayao gekämpft hatte, wurde im Juli vergangenen Jahres beim Verlassen seines Wohnhauses erschossen. Sowohl im Falle des Priesters Satur als auch bei Henry Domoldol gaben Augenzeugen an, daß Militärs und Mitglieder von paramilitärischen Vereinigungen die Morde ausgeführt hätten. „Die Gefahr für Oppositionelle wird immer größer, weil Militärs und Polizei bei Verbrechen kaum mit Bestrafung rechnen müssen“, so der Bericht.

Die Fälle von Todesdrohungen und Einschüchterungen gegen Umweltschützer häufen sich in der letzten Zeit. Zwei Priester etwa, die sich gegen die illegale Abholzung gewandt hatten, fahren nur noch mit Polizeischutz oder in Begleitung von Mitgliedern ihrer Gemeinden aus.

Seitens der lokalen Politiker gibt es kaum Protest gegen die Übergriffe gegen Umweltschützer. Zu eng verzahnt ist die Politik mit den lokalen Wirtschaftsinteressen, die gute Geschäfte mit dem Raubbau in der Forstwirtschaft und dem Bergbau machen.

Zunehmend ins Kreuzfeuer geraten auch Journalisten. Sowohl philippinische als auch ausländische Journalisten wurden in den letzten Jahren immer öfter eingeschüchtert und mit dem Tode bedroht, wenn sie Fällen von illegaler Abholzung oder ungenehmigtem Bergbau nachgegangen waren. Seit dem Sturz des ehemaligen Diktators Ferdinand Marcos habe sich die Situation für die Journalisten eindeutig verschlechtert, konstatieren Human Rights Watch und der Natural Resources Defence Council. Waren die Journalisten früher einer Zensur unterworfen, so würden sie heute Gefahr laufen, tätlich angegriffen zu werden, wenn sie frei über Mißstände berichten, heißt es im Bericht des in den USA ansässigen Komitees. Ramon Isberto