Auf dem Weg zur Doctora feministica

■ Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert erstmalig feministisches Graduiertenkolleg in Nordrhein-Westfalen

Dortmund (taz) — Wenn jemand Sigrid Metz-Göckel vor fünfzehn Jahren erzählt hätte, daß Frauenforschung eines Tages staatlich gefördert werden würde, hätte sie herzlich gelacht. Heute zählt die Dortmunder Psychologin zu den acht Hochschullehrerinnen, die ein feministisches Graduiertenkolleg gegründet haben. „Geschlechterverhältnisse im Wandel“, so lautet der Name.

Das Geld, mehr als 910.000 Mark, stammt von der etablierten „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG), einem Zusammenschluß von WissenschaftlerInnen, die Mittel aus Bund und Ländern an die Hochschulen verteilen. Daß dieser „Altherrenverein“ jetzt auch den feministischen Nachwuchs fördern will, wertet Metz-Göckel als „Eintrittskarte der Frauenforschung in die Scientific Community“.

Das Wort „Frau“ in der Überschrift einer Bewerbung allein soll allerdings nicht genügen. Denn es geht Metz-Göckel um mehr: „Das Verhältnis der Geschlechter hat sich in den letzten Jahren gewandelt, und das hat zu erheblichen Irritationen, auch auf seiten der Männer, geführt“, meint sie. Besonderer Schwerpunkt des Kollegs soll die feministische Technologiekritik sein: Warum, so wird gefragt, sind Frauen an der Entwicklung neuer Technologie praktisch nicht beteiligt? Liegt es, wie der Vertrauensprofessor des Deutschen Volkes, Käsler, vermutet, daran, „daß Hochbegabung bei Frauen einfach seltener anzutreffen ist“? Oder liegt es an der Technik selbst? Andere Schwerpunkte sind eher allgemein gehalten, wie „Selbstverständnis und Lebensgestaltung von Frauen“ oder „das Geschlechterverhältnis im Spannungsfeld von Politik und Ökonomie“. Hier birgt die Nebulösität den Vorteil, daß Stipendien praktisch nach dem Prinzip der Willkür vergeben werden könnten, ohne daß sich nachher jemand beschweren kann.

Insgesamt umfaßt das Graduiertenkolleg acht Promotionsstipendien und ein Habilitationsstipendium. Voraussetzung für die Bewerbung ist ein Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. Mitte September läuft die Bewerbungsfrist aus, im Oktober wird entschieden. Übrigens: Auch Männer können sich mit feministischen Themen bewerben, theoretisch. Bislang hat jedoch keiner bei den Kolleg-Initiatorinnen angeklopft. Lisa Steger