Hoffnungen geweckt

■ Die UNO sollte sich daranmachen, Südafrikas Sicherheitsapparat zu säubern

Hoffnungen geweckt Die UNO sollte sich daranmachen, Südafrikas Sicherheitsapparat zu säubern

Einen Sonderbeauftragten will die UNO nach Südafrika entsenden; er soll Gespräche mit allen Parteien führen, um sie wieder an den Verhandlungstisch zu bewegen, und er soll — irgendwann — Vorschläge zu einer „effektiven Beendigung“ der Gewalt vorlegen. Ist dies wirklich alles, was der Weltorganisation einfällt? Zehn Menschen sterben täglich in Sarajewo, zehn Menschen sterben täglich in Südafrikas Townships an der politischen Gewalt. Doch die UNO drückt sich davor, in Südafrika Verantwortlichkeiten zu benennen.

Die Entsendung eines vermittelnden Sonderbeauftragten, der letztendlich die Durchführung seiner Vorstellungen den Konfliktparteien selbst überläßt, geht von irrigen Voraussetzungen aus. Der UNO-Beschluß stellt Regierung und ANC auf dieselbe moralische Ebene — ein Vorgehen, das den Erfolg vom „guten Willen“ der Parteien abhängig macht. Schon seit längerem ist jedoch klar, daß guter Wille in Südafrika zwar rhetorisch, nicht aber tatsächlich ausschlaggebend ist. Er ist keine Konstante, die den Wandlungsprozeß vorantreibt, sondern er wird an- und abgeschaltet je nach politischer Temperatur, er dient als Verhandlungsmasse, Droh- und Erpressungsinstrument. Dies wird vermutlich auch das Schicksal des UNO-Sonderbeauftragten sein. Er wird als Projektionsfläche für anders nicht durchsetzbare Wünsche dienen, er wird Hoffnungen wecken, die später wieder gedämpft werden müssen. Müßten die immer deutlicheren Beweise für die direkte Verantwortlichkeit des Staates an politischen Morden nicht auch immer deutlichere Konsequenzen zeitigen? Warum kann sich die UNO nicht auf ihre Erfahrungen in Zentralamerika besinnen und die Säuberung des südafrikanischen „Sicherheitsapparates“ ganz oben auf ihre Prioritätenliste setzen? Es gibt Armee- und Polizeieinheiten am Kap, die den Todesschwadronen El Salvadors ähneln. Die berüchtigte „Koevoet“-Einheit etwa, die einst in Namibia mordete und dann in den Townships eingesetzt war. Sie soll zukünftig Viehdiebe — also landlose Schwarze — jagen. Unangetastet bleiben dabei jedoch die Apartheid-bestimmten militärischen Strukturen, die allem Anschein nach nur unter internationaler Aufsicht überwunden werden können.

Angesichts der extremen gesellschaftlichen Gewalt besteht eine objektive Notwendigkeit, Polizisten und Soldaten neu auszubilden, um sie einer Demokratie dienstbar zu machen. Wäre es wirklich undenkbar, die in den Sicherheitskräften agierenden Terroreinheiten und die Mörderbanden von Inkatha in den Townships unter UNO-Aufsicht zu demobilisieren? Gut möglich, daß der Sonderbeauftragte in seinen Gesprächen solche Fragen zu hören bekommt. Als Antwort wird er schweigen müssen; sein Mandat greift zu kurz. Dominic Johnson