Kastanienallee soll geräumt werden

■ Heute läuft das Ultimatum für die »Vereinigten Varben Wawavox« aus/ Trotz prominenten Fürsprechern will die WIP nicht mit den KünstlerInnen verhandeln

Prenzlauer Berg. Bis heute abend müssen die etwa zwanzig KünstlerInnen, die seit drei Wochen das älteste Wohnhaus im Prenzlauer Berg für eine Kunstaktion besetzt halten, ihr neues Domizil verlassen. Anderenfalls werde das Haus in der Kastanienallee 77 geräumt, wiederholte eine Mitarbeiterin der zuständigen Zwangsverwalterin, der Wohnungsbaugesellschaft WIP vorgestern vor dem Runden Tisch »Instandbesetzung« das Ultimatum. Über den von der Künstlergruppe »Vereinigte Varben Wawavox« geforderten Nutzungsvertrag bis zum Ende des Jahres werde nicht verhandelt. Außer Vertretern des Bezirksamtes haben sich Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) und Kultursenator Ulrich Roloff-Momin (parteilos) für einen derartigen Vertrag ausgesprochen.

Das Haus in der Kastanienallee, das die KünstlerInnen mit Ausstellungen und Veranstaltungen wiederbeleben, steht seit Jahren unter Denkmalschutz. Vor vier Jahren wandelte die WIP (damals als KWV) das Wohngebäude in Gewerberaum um. Bis heute ist nicht geklärt, ob diese Umwandlung rechtmäßig war. »Wawavox« will das Gebäude ökologisch instandsetzen und als Wohn- und Atelierraum ausbauen. Zum Ende des Jahres wird das Haus an seinen Eigentümer zurückgegeben; außerdem hat eine jüdische Erbengemeinschaft einen Antrag auf Rückübertragung gestellt. »Wenn jetzt geräumt wird, steht das Haus noch jahrelang leer«, appellierte eine Denkmalpflegerin des Bezirksamtes an die WIP, den KünstlerInnen einen Verbleib zu ermöglichen.

Die BewohnerInnen des Hauses haben trotz der Räumungsandrohung mit Instandsetzungsarbeiten begonnen. Verlassen wollen sie das Haus nicht. Ob die Unterstützung von zahlreichen Prominenten sie vor einem Polizeiaufmarsch bewahrt, wird sich zeigen. Auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse forderte die WIP auf, »alle in ihrem Ermessen liegenden Spielräume zu nutzen«. Der Präsident der Berliner HdK unterstützt die Wawavox-Künstler ebenfalls. »Diese Stadt braucht nicht weniger, sondern mehr Kunstaktionen«. jgo