Diddi, Hansi und das Herzerl

■ Werders Neue wollen die wichtigsten Trikots der Beamtenversicherung

Olli mag Otto und Hansi seine sechs Papageien. Olli hat in der vergangenen Saison so manchen Ball ins eigene Tor gekegelt und Hansi wurde zum besten Torwart der zweitem Liga gewählt. Olli und Hansi haben sich aus längst vergangenen Tagen noch richtig gern, behaupten sie. Reck oder Gundelach, wer wird die neue Nummer eins im Werder-Trikot? Bis zum Bundesligastart am 8. August muß Werder-Trainer Otto Rehhagel diese und manch andere Personalie entschieden haben. Am Freitag begannen die Bremer Fußballer das Training und gleich zwei komplette Mannschaften waren zum Warmlaufen angetreten.

So tief wie nie hat Werder in die prall gefüllte Geldtasche gegriffen, um in der kommenden Saison wieder in der Spitze der Bundesliga mitspielen zu können. Für drei Millionen Mark kam Mittelfeldspieler Andy Herzog (Spitzname Herzerl) von Rapid Wien, mit 23 Jahren für Otto Rehhagels Einkausgewohnheiten ausgesprochen jung und, wenn man den Wienern glauben darf, mit einer seltenen Gabe ausgestattet. Abiturient Herzog, seit seinem 19. Lebensjahr österreichischer Nationalspieler, soll mit Ball am Fuß schneller rennen können als ohne. Bei Werder wird Herzog als Aspirant auf das Trikot mit der Nummer 10 vor allem Uwe Harrtgen das Leben schwer machen.

Dritter Neuzugang ist der ehemalige Kapitän des HSV, Diddi Beiersdorfer. Der 28jährige soll das Trikot mit der Nummer 5 tragen und die in der vergangenen Saison trotz Rune Bratseth bisweilen löchrige Bremer Abwehr verstärken. Rehhagel hat ihn für zwei Millionen Mark von der Elbe geholt, obwohl Beiersdorfer eine Eigenschaft hat, die sein neuer Traimer gar nicht mag. Er pflegte bisweilen seine eigene Meinung öffentlich zu sagen. Doch Beiersdorfer scheint zu wissen, was in Bremen gefragt ist: „Hier muß ich mich zunächst in den sozialen Kreis integrieren“, antwortete er brav auf die Frage nach seiner künftigen Rolle.

Die vierte Neuerung im Bremen ist das Outfit. DBV prangt künftig für zwei Millionen jährlich auf den weißen Leibchen und klein oben drüber erinnert ein einsames W an den Vereinsnamen. Eingefädelt hat das ein Herr mit dem beziehungsreichen Namen Fuß, und der ist Vertriebsboß der Deutschen Beamtenversicherung. Die heißt zwar so, wie sie heißt, aber eigentlich will sie so gar nicht heißen, weil sie an die Nichtbeamten heran möchte, und deshalb setzt Fuß ausgerechnet auf die Brüste der Werder Spieler.

Am Samstag mußten die 22 Werderaner das neue Trikot zum ersten Mal durchfeuchten. Da gingen sie beim Bezirksoberligisten Neusatdt im Rübengebirge recht forsch zur Sache und gewannen mit 7:1. Alle 22, auch Olli und Hansi durften je eine Halbzeit spielen und wenn Olli ein schadenfroher Mann ist, dann hat er sich über die 66. Minute ein bißchen gefreut: Da ließ sich nämlich der Hansi in Olli-Manier einen Roller zwischen den Beinen hindurch ins Netz schieben. Das kommt davon, wenn man sagt: „Ich komme nicht als Nummer zwei.“ hbk