Kindl-Festsäle in Neukölln geräumt

■ Polizei räumte Gebäude in der Hermannstraße/ Protest gegen Supermarkt/ Heute Demo

Neukölln. Ein schnelles Ende nahm die Besetzung der Kindl-Festsäle in Neukölln. Nach nur zweieinhalb Stunden räumte am Samstag abend gegen 20 Uhr 30 die Polizei das denkmalgeschützte Gebäude in der Hermannstraße 217. Bei der nach Polizeiangaben »weitgehend friedlichen« Räumung wurden von neun Personen die Personalien aufgenommen. Der Vertreter des Eigentümers (Wohnwert GmbH) stellte Strafantrag wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.

Vor dem Haus hatten sich zuvor rund 50 weitere Sympathisanten versammelt, die mit den Besetzern gegen die geplante Nutzung durch »Woolworth« protestierten. Die Einkaufskette soll in die Festsäle umziehen, um ihr angrenzendes Areal für einen Hotelneubau sowie zahlreiche Geschäfte und Büros freizumachen.

In einer Erklärung forderten die Besetzer, die Festsäle statt dessen ausländischen, politischen und sozialen Initiativen zur Verfügung zu stellen. Es müsse der »Dampfwalze der Umstrukturierung« ein »Zentrum des Lebens und der Bewegung« entgegengesetzt werden. In diesem Zusammenhang verwiesen sie auf die jüngste Schließung des Neuköllner Jugendtreffs »Krümelladen«, der Anfang Juni wegen drastischer Mieterhöhungen aufgeben mußte.

Der Neuköllner Jugendstadtrat Michael Wendt (AL) erklärte gestern, »in der Sache« seien seine Partei und die Besetzer »nicht so weit auseinander«. Neben der Umnutzung der Kindl-Festsäle versuchten SPD und CDU auch mit dem geplanten Einkaufszentrum »Forum Neukölln« an der Flughafenstraße den Bezirk »aufzuwerten, um es einmal zynisch auszudrücken«. Wendt bedauerte, daß vor der Räumung nicht mit den Besetzern gesprochen worden sei. Für sie gebe es im Bezirk »bisher keine Gesprächspartner«. Für heute 15 Uhr rufen die Besetzer zu einer Kundgebung vor dem Rathaus Neukölln auf. sev