Comics, Cassetten, Computer

■ Eine neue medienpädagogische Zusatzausbildung wird in Hamburg gestartet

Hamburg (taz) — In der medienpädagogischen Praxis kommen Mikrofon, Kamera, Computer-Maus und Joystick oft zu kurz. In Schulen und Kindergärten besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Vermittlung des Umgangs mit Schriftmedien und dem mit Ton/Bildmedien. Zwar herrschen in der aktuellen Medienpädagogik kaum noch Wirkungsmodelle vor, die die neuen Medien zum bloßen „Gift für das Kind“ erklären, doch in die öffentliche Diskussion und in die Praxis sind diese neuen Ansätze weitgehend noch nicht vorgedrungen. „Medienerziehung“, die auch die Unterhaltungselektronik und die Unterhaltungssendungen einbezieht, gibt es noch nicht. Die starke Affinität der Kids zu Comics und den Produkten vom Bildschirmen und aus Boxen und Kopfhörern wird oft ignoriert. Meist werden die Medienerlebnisse der Kinder und Jugendlichen in den Schulen weniger intensiv aufgearbeitet als in anderen Institutionen. Eine neue Zusatzausbildung für Pädagogen will etwas dagegen tun und dem wachsenden Wunsch der LehrerInnen und ErzieherInnen nach mehr Kompetenzen in der praktischen Medienarbeit entgegenkommen.

Fernsehen, Video und Computer sollen als von Kindern und Jugendlichen intensiv genutzte Kulturtechniken in den Kanon herkömmlichen kulturellen Handelns (Lesen, Schreiben, Spielen, Malen) integriert werden. Der von Bund und Land finanzierte einjährige Modellversuch des Hamburger Bildungswerks Medien e.V. soll am 3.August 1992 starten. Die Bewerbungsfrist läuft am 15.Mai ab. Weiterbilden lassen können sich 24 LehrerInnen und Angehörige anderer pädagogischer Bereiche, die eine Praxisstelle in Hamburg nachweisen können.

Praxis und Theorie sollen eng verzahnt werden. Medienpoltik und Kulturkritik gehören ebenso zum Programm wie die Herstellung von Videofilmen und Radiosendungen oder Computer- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Pädagogen sollen auch vor Ort von ihren Dozenten beraten werden, womit auch die Kinder und Jugendlichen direkt in die Projektplanung einbezogen sind.

Die kostenlose Ausbildung, die 40 Kurswochen mit jeweils 16 Stunden umfaßt, findet in den Räumen der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg Altona statt. Weitere Auskünfte bei: Bildungswerk Medien e.V., Medienhaus, Friedensallee 14-16, 2000 Hamburg 50, Tel. 040-3906102-03. Dorthin sind auch die Bewerbungen zu senden.taz