Wegen „Kirchenasyl“: Ermittlungen gegen Pastor

Göttingen/Detmold (taz/epd) — Die Göttinger Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Pastor der örtlichen evangelischen Christophorus-Kirchengemeinde, Ludger Gaillard, eingeleitet. Dem Pfarrer wird in dem am Mittwoch zugestellten Bescheid vorgeworfen, die Abschiebung der Roma-Familie in ihre rumänische Heimat verhindert und damit gegen das Ausländergesetz verstoßen zu haben. Gleichzeitig erhielt Gaillard eine Vorladung für die kommende Woche, bei der er sich zu diesen Vorwürfen äußern soll.

Die beiden Eltern und ihre 14, 15 und 17 Jahre alten Söhne waren im Juni vergangenen Jahres in die Bundesrepublik eingereist. Sie hatten sich zuvor an Demonstrationen gegen die Regierung in Bukarest beteiligt, der Vater wurde dabei nach eigenen Angaben von Polizeibeamten mißhandelt. Den Antrag der Familie auf politisches Asyl lehnte das zuständige Bundesamt als „offensichtlich unbegründet“ ab. Obwohl eine Klage gegen diesen Bescheid noch vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig anhängig ist, verfügte der Landkreis Göttingen für den 27.Februar die Abschiebung der Roma.

An diesem Tag nahm die Christophorus-Gemeinde die Familie in ihre Räume auf. Nach einem Beschluß des Kirchenvorstandes soll das „Asyl“ so lange gewährt werden, bis über den Asylantrag rechtskräftig entschieden ist.

Das Detmolder „Kirchenasyl“ für einen von Abschiebung bedrohten 42jährigen Roma ist beendet. Die Stadt Detmold setzte jetzt die Abschiebung von Josif Colompar aus und ließ ein neues Asylantragsverfahren zu. Die Kirchengemeinde hatte dem rumänischen Flüchtling seit dem 19. Februar „Kirchenasyl“ in ihrem Gemeindehaus gewährt, um die angedrohte Abschiebung zu verhindern. R. Paul