Bremer Universität als ganzer Stadtteil

■ Ehrgeizige Pläne geistern durch die Bremer Behörden: Die Uni soll städtebaulich umgekrempelt werden

Wo die Bremer Universität schon heute am gemütlichsten ist: Das sogenannte Boulevard soll noch schöner werden.Foto Jörg Oberheide

Bremer Universität als ganzer Stadtteil

Ehrgeizige Pläne geistern durch die Bremer Behörden: Die Uni soll städtebaulich umgekrempelt werden

Der Uni-Boulevard soll weg, stattdessen sollen Apotheken, Artztpraxen und kleine Läden im Herzen der Uni entstehen. Das ist der Kerngedanke einer Planungsstudie, die derzeit im Auftrag des Hochbauamtes von dem Bremer Architekten Manfred Schomers entwickelt wird. Wenn die neue Straßenbahnlinie 6 die Universität ansteuert, soll auf dem Gelände groß auf-, ab- und umgeräumt werden.

„Über die städtebauliche Qualität des Boulevards muß man nicht streiten“, erklärte Schomers gegenüber der taz. Das neue Entwicklungskonzept soll mehr Leben in die Universität bringen und mehr Bedürfnisse befriedigen. „Dort verkehren täglich soviel Menschen wie in einer mittleren Kleinstadt.“ Die Struktur der Uni sei in ihrem jetzigen Zustand für einen solchen Andrang völlig ungeeignet. Neben Studentinnen und Studenten würde „das Stadtviertel Universität“ in naher Zukunft auch von den Angestellten der Technologie-Betriebe frequentiert.

Das große Möbelrücken an der Uni stößt derweil noch auf ein paar Hindernisse. Erstens ist bis heute nicht klar, ob die Straßenbahnlinie 6 nach der Empfehlung der Verkehrskommission des Senats über die Kitzbühler Straße vorbei am Berufsbildungswerk des Reichsbundes bis hinein in die Universität führen wird. Abzuwarten ist noch ein Gutachten, ob der Trassenbau über das Gelände einer ehemaligen Mülldeponie möglich ist. Das Gutachten wird nach Angaben von Herbert Felz, Vorstandsmitglied der Bremer Straßenbahn AG, in wenigen Wochen erwartet.

Zum anderen gibt es einen Konflikt um den anzulegenden Park&Ride-Parkplatz, der Teil des ÖPNV-Konzeptes ist, mit dem die Linie 6 erweitert werden soll. An der von der BSAG favorisierten Lösung Universitätsallee/Ecke Autobahnzubringer will die Universität lieber weitere Institute ansiedeln oder privat ansiedeln lassen. Bevor die Trassenführung der Linie 6 nicht geklärt ist, liegt dieser Streitpunkt noch im Dornröschen-Schlaf.

Ansonsten herrscht Einigkeit unter allen Beteiligten: Der Bausenator ist im Prinzip angetan von der Umstrukturierung, so auch das Planungsamt, die Universitätsleitung und der Wissenschaftssenator. Alle erklären aber, daß sie „zu diesem Zeitpunkt der Planungen“ noch keine genaue Angaben über das Projekt machen können.

Die Zurückhaltung verwundert nicht, wenn man auf die Finanzierungsvorstellungen zu sprechen kommt. Schomers erklärte zwar, daß „konkrete Angaben keinen Sinn machen, weil es um die Strukturierung künftiger Bauvorhaben geht“, und nicht etwa um die Korrektur bestehender Anlagen. Allein aber der Abriß des Boulevards („Die Bezeichnung Boulevard für dieses Ding ist eine Schande für Straßburg und Paris“, sagt zum Beispiel Gewoba-Chef Eberhard Kulenkampff.) wird Millionen verschlingen. Allein die Überwindung der beiden Ebenen (sog. 0-Ebene und plus-1 Ebene) dürfte die Pläne des Hochbauamtes vor gravierende Kostenprobleme stellen.

Anders könnte künftig auch der Rand des „Stadtteils Universität“ aussehen. Schomers ist der Meinung, daß es möglich sein müßte, das in Uninähe angesiedelte Gewerbe wieder umzuquartieren, um beispielsweise noch Platz für Wohnbebauung zu schaffen. „Warum kann das größte Fotolabor der Region nicht auch in Habenhausen stehen?“, fragt der Architekt in Richtung auf das Jahr 2010. In diesem Zeitrahmen etwa soll sich nämlich der neue Bremer Stadtteil entwickeln. Markus Daschner