Schneiders Comeback

■ Stasi-Mitarbeiter kandidiert für Kreuzberger PDS

Kreuzberg. Er wolle niemals wieder in der ersten Reihe stehen, hatte der unfreiwillig enttarnte Stasi- Mitarbeiter Dirk Schneider nach seinem Rücktritt als Abgeordneter der PDS erklärt. Bei der Aufstellung der PDS-Kandidaten für die Kreuzberger BVV gab sich der frühere AL-Politiker daher konsequent und bescheidete sich mit dem Listenplatz zwei.

Während ehemalige Parteifreunde in der Alternativen Liste über das politische Comeback des Überzeugungstäters nur noch mit dem Kopf schütteln, nehmen ihm einige Genossen die Kandidatur krumm. So forderte der Delegiertenrat der PDS West Schneider zum Rücktritt auf — nicht, weil er einst Kontakte zur Stasi pflegte, sondern weil er seine Parlamentskarriere »ohne Denkpause« fortsetzen wolle.

Im Wahlkampf bekommt Schneider Gelegenheit, seine rhetorischen Fähigkeiten auch gegenüber politischen Freunden einzusetzen. Gegen die Kreuzberger PDS, deren Sprecher Schneider ist, treten zwei linke Wählergemeinschaften an. Zum einen will die DKP ihr Glück im Szenebezirk versuchen, zum anderen das »Kreuzberger Bündnis — Opposition von unten«, auf dessen Liste neben dem abtrünnigen AL-Linken Micha Hammerbacher der hauptamtliche PDS-Mitarbeiter Matthias Kempf kandidiert.

Offizielles Ziel dieses Bündnisses ist die »Stärkung der Selbstorganisation im Kiez«. Zu den inoffiziellen Plänen gehört der Wunsch, Schneider eins auszuwischen und die AL um ihren zweiten Stadtratsposten zu bringen.

Von der linken Parteienvielfalt zeigen sich Schneider-Fans in der PDS dennoch unbeeindruckt. Sie begnügen sich damit, daß die Partei in ihren Wahlaussagen sowohl für Autonome als auch für Sozialdemokraten etwas dabei hat. In einer Wahlbroschüre poltert Spitzenkandidatin Astrid Jesse, daß die Kreuzberger PDS »eine grundlegende Kritik am herrschenden System« formuliere — als Beispiel nennt sie die Forderung nach Novellierung des Bezirksverwaltungsgesetzes. Micha Schulze