Wasser gekonnt kochen

■ Atomforschungszentrum geschickt beschädigt

Berlin (taz) — Die Atomwissenschaftler des Kernforschungszentrums Karlsruhe (KFK) haben beim Versuch, Wasser auf kleiner Flamme zu kochen, ihre Versuchsanlage BETA stark beschädigt. „Dabei hat sich soviel Gas entwickelt, daß die Anlage dem Überdruck nicht standhielt“ so der Pressesprecher der KFK, Klaus Körting. So banal läßt sich der Unfall im Kernforschungszentrum beschreiben. Ganz so banal ist der Zwischenfall vom Wochenende allerdings nicht: Die Karlruher Wissenschaftler experimentieren nämlich seit Jahren, um die Betonummantelung von Atomreaktoren für eine Kernschmelze widerstandsfähiger zu machen. Dazu benutzen sie heißes Metall, das in seinen Eigenschaften einer Kernschmelze möglichst nahe kommen soll, aber nicht radioaktiv ist. Das Metall wird bei Temperaturen von bis zu 2.500 Grad Celsius in eine Betonhülle eingegeben, deren Zerstörung (wie bei einer Kernschmelze) dann beobachtet wird. Bei dem Unfall am Wochenende hatten die Wissenschaftler auf der anderen Seite der Betonwand Wasser zugeführt. Das Wasser sollte die Wärme vom Beton aufnehmen und so „die Erosion des Betons“ (Körting) auf Metallseite stoppen.

Doch die Atomwissenschaftler hatten sich verschätzt. Der Beton sei offenbar schneller zerfallen als gedacht und das heiße Metall mit dem Wasser in Berührung gekommen, vermutete Körting. Die Anlage habe den entstehenden Wasserdampf „nicht abführen können“. Ganz simpel. Schädliche Stoffe wurden nach Angaben der KFK nicht freigesetzt, aber die teure Anlage wird nach diesem Experiment erst mal einige Zeit stillliegen. ten