EG soll Ozonkiller sofort stoppen

■ Greenpeace fordert Verbot/ Neue Studie über antarktisches Ozonloch/ International beschleunigen

Berlin (afp/taz) — Greenpeace hat die Staaten der Europäischen Gemeinschaft aufgerufen, die Produktion von die Ozonschicht zerstörenden Chemikalien sofort zu verbieten. Die Umweltorganisation präsentierte gestern eine neue Studie über die Auswirkungen des Ozonlochs über der südlichen Erdhalbkugel. Die seit mehreren Jahren bekannte Zerstörung der Ozonschicht dort zeige in Chile bereits negative Auswirkungen auf die Planzen- und Tierwelt — und damit auf die Nahrungskette des Menschen.

Nach bisherigen Erkenntnissen werden bei fortschreitender Zerstörung der Ozonschicht jährlich 1,3 Millionen Menschen an Hautkrebs und 1,6 Millionen an grauem Star erkranken. Gehäuften Hautkrebs und Augenkrankheiten bei Säugetieren finden sich nach den neuen Greenpeace-Daten heute schon in Chile. Die erhöhte Einstrahlung von ultraviolettem Licht bei Pflanzen hat aber auch zu Veränderungen der Erbmasse geführt. Besonders starke Anfälligkeit zeigten Tomaten, Erbsen, Spinat, Karotten, Gerste, Hafer oder Sojabohnen. Im Meer führe die ungefilterte Einstrahlung von ultraviolettem Licht zu geringerer Photosynthese und Wachstumshemmungen beim Plankton.

Der für Umweltfragen zuständige EG-Kommissar Carlo Ripa de Meana hatte gestern vor dem Europäischen Parlament entschlossenere Schritte der EG-Kommission angekündigt. Ripa de Meana sagte, die Kommission werde anstelle des bislang gültigen EG-Beschlusses, auf ozonschädigende Chemikalien bis zum Jahr 1997 zu verzichten, ein Verbot für 1995 vorschlagen. Bereits 1993 solle die Herstellung und der Verbrauch um 85 Prozent gesenkt werden. Am Wochenende sollen sich die EG-Umweltminister bei ihrem informellen Treffen im portugiesischen Estoril mit der zunehmenden Zerstörung der Ozonschicht befassen. Umweltminister Töpfer will auf einen Ausstieg aus der FCKW-Produktion bis 1995 drängen. Die deutsche chemische Industrie hält einen Ausstieg 1994 für möglich, beharrt aber auf neuen Anlagen für die Produktion von Ersatzstoffe, meldet dpa.

Greenpeace nahm den EG-Kommissar gestern beim Wort und verlangte, die EG solle darüber hinaus eine sofortige Sitzung der Teilnehmerstaaten am Montrealer Protokoll einberufen, um ein schnelleres weltweites Verbot der Ozonkiller durchzusetzen. Die Ökologen fordern zudem auch den Ausstieg aus der Produktion weniger schädlicher Ersatzstoffe (HFCKWs).

Im Rahmen eines Protokolls wurde 1988 international die Verringerung der FCKW-Produktion um 50 Prozent bis 1998 vereinbart. Eine noch ungültige Revision des Protokolls von 1990 sieht bislang den Totalverzicht auf Ozonkiller wie FCKW, Halone, Carbontetraclorid und Methylchloroform erst im jahr 2000 vor. ten