Stramm rechts: Joachim Auer geht zur DSU

Magdeburg (taz) — Die Deutsch- Soziale Union (DSU), ungeliebte Schwester der CSU in den neuen Ländern, ist seit gestern erstmals in einem ostdeutschen Landesparlament vertreten. Joachim Auer, der im November im Unfrieden aus seiner Partei ausgetretene ehemalige CDU-Fraktionschef im Landtag von Sachsen-Anhalt, trat gestern in die konservative Splittergruppe ein.

Sehr zur Freude des DSU-Landesvorsitzenden Rainer Münch, der mit Sachsen-Anhalts Regierungschef Werner Münch (CDU) aber weder verwandt noch verschwägert ist. Mit Auer als Zugpferd erhofft sich DSU-Münch ein besseres Abschneiden seiner Partei bei den Landtagswahlen 1994. Bei den zurückliegenden Wahlen zum Landesparlament kam die DSU in Sachsen-Anhalt auf immerhin 3,8 Prozent der Stimmen. Bis zum nächsten Urnengang will Auer weiterhin Vorsitzender der Dissidentengruppe Freie Fraktion bleiben.

„Ich will auch 1994 wieder in den Landtag einziehen, und dafür brauche ich einfach eine Partei, mit der das zu schaffen ist“, begründet Auer seinen Schritt. Und da er im Grunde seines Herzens in wesentlichen politischen Fragen ein knallharter Konservativer ist, lag die DSU nahe. Sowohl bei der Kritik an der überall viel zu laschen Sicherheitspolitik, als auch bei der Forderung nach Abänderung des Asylrechts im Grundgesetz fanden Auer und die DSU wesentliche Übereinstimmungen.

„Auch als CDU-Fraktionsvorsitzender habe ich schon immer Kontakte und Gespräche zur CSU und der Hans-Seidel-Stiftung gehabt“, erklärt Auer. Und einige Leute in München, so gibt er zu, haben auch schon seit Tagen von dem geplanten Parteieintritt gewußt. Eine bei den nächsten Wahlen in den Landtag einziehende DSU sieht Auer höchstens bei den Wahlen selbst als Konkurrent zur CDU. Danach könnte sie eher Mehrheitsbeschaffer für die Christdemokraten werden. „Die Liberalen sind ja, wie sie beim Polizeigesetz bewiesen haben, nicht immer ein zuverlässiger Koalitionspartner.“ Eberhard Löblich