„Eine gequälte Frau“

■ Kroatische Feministinnen über ihr Heimatland

„Das ist wie in einer schlechten Ehe, wo die Frau gequält wird und sich befreien will“, vergleicht die kroatische Soziologin Dafinka Vecerina den Krieg zwischen Serben und Kroaten. Die kroatischen Feministinnen sehen ihre Heimat in der Rolle der drangsalierten Frau. Deshalb engagieren sie sich für die Selbständigkeit Kroatiens und für die vom Krieg besonders betroffenen Frauen und Kinder.

Zwei kroatische Feministinnen, Dafinka Vecerina und die Rechtsanwältin Mirjana Cupic, waren in der letzten Woche zu Gast in Bremen, auf Einladung der internationalen Frauengruppe „De Colores“. Ursprünglich sollten sie über das erste Frauenhaus in Zagreb berichten. Der Krieg nahm jedoch einen großen Teil der Diskussionen ein. „5.000 Flüchtlinge sind zur Zeit in Zagreb, vorwiegend Frauen und Kinder“, berichtet Dafinka Vecerina. Die Frauen haben sich organisiert, besorgen Quartiere für die Flüchtlinge, Nahrungsmittel, stricken im Bunker warme Wollsachen für bedürftige ZivilistInnen und die schlecht ausgerüstete kroatische Armee. Frauen machen rund um die Uhr Dienst an unzähligen Notruftelefonen, verstecken Deserteure der Volksarmee und bringen sie außer Landes, Frauen organisieren ein Computersystem mit Listen der Gefallenen und Vermißten. Rechtsanwältinnen bieten kostenlose Beratung für die Kriegsopfer an, Ärztinnen melden sich freiwillig zum Einsatz an der Front, und auch die Frontberichterstattung ist zum großen Teil in der Hand von Journalistinnen, berichten die beiden Kroatinnen.

Radikaler Pazifismus ist für sie kein Thema. „Wir sind Feministinnen, die sich in erster Linie mit Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen. Aber auch dieser Krieg ist ein Teil der patriarchalen Gewalt“, erläutern sie. Für die Zeit nach dem Krieg erwarten sie einen Anstieg der Gewalt gegen Frauen, denn „da geht die Frustration dann hin.“ asp