Peterchens Märchenstunde

■ Wie ein Ex-Amerika-Korrespondent Kommunalwahlen präsentiert

Stellen Sie sich vor, es wären Kommunalwahlen, die SPD hätte so etwa 0,3 Prozent verloren und Sie hießen Peter Staisch: Was würden Sie tun? Sie würden selbstverständlich, weil Sie Fernsehchef des Funkhauses Hannover sind, pausenlos zwischen Einspielungen in der Tagesschau und Livemoderation im Dritten hin- und herspringen, Sie hätten selbstverständlich ein kariertes Tuch am Hals hängen, und Sie würden die ersten Trendmeldungen ungefähr mit folgenden Worten präsentieren. „Die Kommunalwahlen in Niedersachsen haben offenbar ein sensationelles Ergebnis gebracht. Die SPD hat, gemessen an den Umfragen vor der Wahl, erheblich verloren, die rot-grüne Landesregierung ihre Mehrheit verloren, die CDU sich stabilisiert.“

Sie würden sich in dieser Bewertung selbstverständlich nicht davon kirre machen lassen, daß die Union als einzige Partei deutliche Stimmenverluste einfährt und reihenweise Rathäuser in rot- grüne Hände übergehen. Nehmen wir an, daß irgendein Ministerpräsident Schröder dieser Bewertung, vorgetragen von einer Kollegin, widersprechen würde, dann müßte die sagen: „Warten wir doch erst einmal das amtliche Endergebnis ab.“ Und wenn ein Grüner aus Osnabrück jubelnd seinen Wahlerfolg kommentiert, würden Sie Staisch sagen: „Das war nur eine Einzelmeinung.“

Aber zum Glück sind Sie ja nicht Fernsehdirektor in Niedersachsen: Dann würden Sie nämlich wegen erwiesener Dummdösigkeit gefeuert. Es sei denn, Sie hätten ein schwarzes Parteibuch und wären eine öffentlich-rechtliche, hannoveranische Proporznudel mit Schal. hbk