Damit dein Papa dich nicht totfährt

■ Wenn Männer mit dem Auto durch die Lande brausen, geraten Kinder leicht unter die Räder

Berlin. Als „dramatisch und besorgniserregend“ bezeichnet die Deutsche Verkehrswacht die Verkehrsentwicklung in der Ex-DDR. Starben 1990 in der alten Bundesrepublik bei 1.000 Unfällen mit Personenschaden 23 Menschen, waren es in den Neuen Ländern mit 64 Toten fast dreimal soviel. 43.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren starben 1989 auf bundesrepublikanischen Straßen. Tendenz steigend! Soweit die Fakten.

Die Verkehrswacht will sich fürderhin um die jüngeren Verkehrsteilnehmer in Ost und West kümmern. Aber auch ein bekannter Autokonzern aus Rüsselsheim (Slogan: Jeder Popel fährt ein...) entdeckt sein Herz für die kleinen Racker. „Moralische Verantwortung der Industrie“, heißt das im Firmenjargon. Während also mittlerweile 60.000 FNL-Popel durch die Gegend rasen, streute der „Marktführer Deutschland Ost“ 800 Spielkisten mit Verkehrsampeln, Zebrastreifen und Verkehrsschildern über ostdeutsche Kindergärten. Zur Übergabe der letzten 53 gab es gestern in Berlin einen rührenden Fototermin. In Anwesenheit von Jugendsenator Krüger, einem Firmenmenschen und einem ewig grinsenden Verkehrswachtler überreichte man symbolisch eine Verkehrskiste an die Leiterin eines Kindergartens am Prenzlauer Berg. Damit die Stimmung so richtig verkehrsberuhigend und kindernah wurde, hatte man auch etwa 20 goldige 3- bis 6jährige eingeladen, die dann mit den großen, verantwortungsbewußten Herren aufs Bild durften. Auf die Frage, hier einer verdeckten Werbeaktion beizuwohnen, mit der man versuche, ein schlechtes Gewissen abzubauen, verwies der Popel-Vertreter auf Firmenaktivitäten, wo das Verdienen „nicht im Vordergrund“ stände. Also, Kids, immer die orangen Signalmützen auf, wenn der Papi ins Auto klettert. ast