Funcke appelliert an Weltoffenheit

■ Ausländerbeauftragte fordert, angesichts der Ausländerfeindlichkeit in den neuen Ländern weniger Asylbewerber dorthin zu verlegen/ Prinzip Hoffnung als Arbeitsgrundlage

Berlin (taz) — Die Ausländerbeauftragte des Bundes, Liselotte Funcke, hat sich dafür ausgesprochen, die Verteilung von Asylbewerbern in die fünf neuen Bundesländer zu drosseln. Angesichts einer nicht zu übersehenden Ausländerfeindlichkeit in der Ex-DDR seien die Länder und Kommunen organisatorisch und psychologisch überfordert, die ihnen zugewiesene Zahl von 20 Prozent aller Flüchtlinge in der Bundesrepublik aufzunehmen. Anläßlich der Eröffnung einer Außenstelle ihres Amtes in Ost-Berlin forderte die Ausländerbeauftragte gestern die Ministerpräsidenten der Länder dringend auf, jeweils Ausländerbeauftragte zu berufen. Von den fünf neuen Ländern hat bisher einzig Brandenburg eine Ausländerbeauftragte, die ehemalige Ausländerbeauftragte der DDR, Almuth Berger.

Frau Funcke wollte bei der Eröffnung der Außenstelle ihres Amtes auch Strategien gegen die speziellen Formen der Fremdenfeindlichkeit in der Ex-DDR vorstellen, doch es blieb eher bei Absichtserklärungen und Appellen: Prominente aus Politik und Kultur sollten sich öffentlich für ein Zusammenleben mit Ausländern aussprechen und sich schützend vor sie stellen, wenn diese tätlich angegriffen werden. Schulen, Medien und Kirchen sollten für Aufklärung sorgen und dabei vor allem die 50 Prozent der Ostdeutschen ansprechen, die sich — einer jüngsten Umfrage zufolge — weder als ausländerfeindlich noch ausländerfreundlich bezeichnet haben, meinte Frau Funcke. „Weltoffenheit“ und „menschliche Hinwendung“ seien nun von den früheren DDR-Bürgern gefragt.

Sehr viel mehr als Worte hatte denn die Ausländerbeauftragte des Bundes auch nicht im Gepäck. Finanzielle Mittel, um speziell auf die Situation in den fünf neuen Ländern zu reagieren, hat ihr Amt nicht. Und personell ist die gestern feierlich vorgestellte Außenstelle ihres Amtes eine stark gerupfte Neuauflage des Büros der nach der Wende eingesetzten Ausländerbeauftragten der DDR. Von den ehemals 15 MitarbeiterInnen sind nur noch fünf übriggeblieben. „Trotz begrenzter Möglichkeiten müssen wir versuchen, etwas auszurichten“, beharrte Frau Funcke auf dem Prinzip Hoffnung. Was genau getan werden muß in den fünf neuen Ländern, in denen nicht einmal ein Prozent der Bürger ausländischer Herkunft ist, blieb offen. Daß angesichts der Fremdenfeindlichkeit in der Ex-DDR und der sich noch verschärfenden sozialen Probleme neue Überlegungen nötig sind, bejahte die Ausländerbeauftragte. Auf die Frage von Journalisten, was sie denn den demonstrierenden Menschen in Leipzig sagen wolle, die Angst um ihre Arbeitsplätze hätten, antwortete Frau Funcke jedoch nur mit dem wenig stimmigen Vergleich, die Erfahrungen in den alten Bundesländern hätten gezeigt, daß kein Ausländer einem Deutschen einen Arbeitsplatz wegnehme. Ve.