Schnoor? Kenn ich nicht!

■ Schnoorpreis '91: „Wege zum Schnoor“ / Für Touristen unauffindbar

“Für den Fremden ist der Schnoor zu schwer zu finden“, beklagt sich Senator a.D. Hans Stefan Seifritz. Und hat damit Recht; als Gastbremerin konnte ich erst nach einigem Suchen und mühsamen Durchfragen dieses historische Kleinod aufspüren. Schon lange suchen die Bremer Schnoorfreunde suchen nach einer Lösung, dem Fremden diese Suche zu erleichtern. In diesem Jahr versuchen sie es damit, daß sie den Schnoorpreis, den sie seit 1979 alle zwei Jahre vergeben, an das Thema „Wege zum Schnoor“ binden. Sponsor ist mit insgesamt 10.000 DM die Sparkasse Bremen.

Aufgerufen, mitzumachen, ist jede, die Einfälle und Vorschläge hat, wie man den Schnoor ins Stadtleben stärker einbeziehen kann. „Was fehlt ist die zündende Idee, wir wollen zwar kein Disneyland, doch eine Schnoor-gerechte Lösung,“ sagt Seyfritz, Schirmherr dieser Ausschreibung.

5000 Besucher werden an schönen Sommertagen bereits durch „Bremens gute Stube“ geschleust, doch damit sind die Schnoorfreunde nicht zufrieden.“ Ein Großteil der Besucher sind bloß Schüler, die laufen da durch und kaufen nichts,“ berichtet Schnoorfreund Ulrich Nölle. Und richtig, Warenangebot und Preisniveau sind sicher nicht auf das Budget von Schülern zugeschnitten.

Niedliche Schmuck-und Bildergalerien locken den wohlhabenden Reisenden, doch der bleibt standhaft und fern. Einsam und verlassen stapfe ich durch die verschneiten Gassen, gähnende Leere in den Cafes und Geschäften, von Kunden keine Spur. Ein möglicher Grund für diese Friedhofsstimmung: das ehemalige Armenviertel ist nur schwer zu finden, es fehlen Hinweisschilder, doch diese sind und bleiben dort nun mal verboten. Guter Rat aber ist den Schnoorfreunden teuer und so winkt dem, der es schafft, die Jury zu begeistern, ein Preisgeld in Höhe von 4.000 DM und die Verwirklichung seiner Siegeridee.

Alle Künstler, Architekten, Fotografen, Filmemacher und Werbefritzen sollen sich nun aufraffen und die Gelegenheit beim Schopf packen, in Bremens Stadtbild sichtbar einzugreifen. CS