Zwang, Frauen zu stechen

Messerstecher im Ruhrgebiet verhaftet  ■ Aus Bochum B. Markmeyer

„Ich bin gefrustet vom ständigen Zoff in der Familie.“ Deshalb habe er „den Zwang gefühlt, Frauen zu stechen“. Das sagte der 20jährige Ralf G. aus Hattingen in der Nacht von Montag auf Dienstag der Bochumer Kripo. Frauen auf den Straßen von Witten, Hattingen und Bochum hatten in den letzten zwei Monaten alle Chancen, Opfer von Herrn G.'s „Zwang zu stechen“ zu werden. Mindestens vier traf es wirklich, zwei erlitten einen grausamen Tod, zwei andere überlebten lebensgefährliche Verletzungen.

Am 18. September stieß Ralf G. einer 42jährigen Frau in der Bochumer Innenstadt ein Messer in die Brust. Sie überlebte. Am 1. Oktober stach er eine 31jährige Spaziergängerin am Kemnader See bei Bochum nieder und verletzte sie lebensgefährlich. Drei Wochen später tötete er mit mehreren Stichen eine 22jährige mitten in Hattingens Fußgängerzone.

Und am Wochenende wurde auf einem Waldparkplatz bei Haltern die Leiche einer 23jährigen Jurastudentin aus Hagen gefunden. Sie war halb ausgezogen, blutüberstromt, Brust und Rücken zeigten viele Messerstiche. Umgebracht hatte Ralf G. die Frau in einem Parkhaus der Bochumer Ruhr-Universität und sie dann im Kofferraum nach Haltern gefahren. Vorher hatte er die Jurastudentin allerdings noch vergewaltigt. Davon war nun, als sie über die Festnahme des Mörders berichteten, in den Ruhrgebietszeitungen nicht mehr die Rede. Vielmehr zitierte die 'WAZ‘ den Bochumer Kripo-Chef Kordel mit den Worten, der Täter sei „nach aller Erfahrung ein Psychopath“.

Während Ralf G. zuletzt fast immer ein Küchenmesser bei sich trug und sich „spontan entschloß, Frauen niederzustechen“, wobei das Opfer „eine beliebige Frau“ sein durfte, kannten die Männer, die in Essen und Krefeld an diesem Wochenende zwei weitere Frauen niedermetzelten, ihre Opfer. An einem Kirchenportal in der Krefelder Innenstadt verblutete Samstagnacht eine 24jährige unter den Stichen ihres 27 Jahre älteren Ehemannes. Er benutzte ein Fleischermesser und wird sicher als Affekttäter verurteilt werden, denn die 'NRZ‘ wußte schon gestern, daß ihn „sinnlose Wut“ trieb, weil seine Frau sich nicht mit ihm versöhnen wollte. Weil sie sich von ihm getrennt hatte, erwürgte dagegen am letzten Donnerstag ein 24jähriger Taxifahrer seine drei Jahre jüngere Ex-Freundin in Essen. Er habe „die Nerven verloren“ vermerkte er in einem Notizblock, bevor er die Flucht ergriff. Die Polizei faßte ihn am Dienstag.