Transatlantisches Bauernlegen

■ USA und EG streiten in Houston über Agrarsubventionen

KOMMENTAR

Kein Wunder, daß auf den Straßen von Houston die Kleinlandwirte demonstrieren, während sich USA und EG in den Konferenzsälen über die Agrarsubventionen streiten. Diese Farmer und die nach Köpfen überwältigende Anzahl ihrer KollegInnen in der EG wären die Hauptbetroffenen, wenn die Hilfsgelder für landwirtschaftliche Produkte tatsächlich empfindlich zusammengestrichen würden. Die unmittelbare Folge wäre sowohl in den USA wie auch in der EG ein Bauernlegen, auf das sich die Großagrarier von heute, das Agrobusineß, nur freuen dürften. Denn die Mehrzahl der Bauern und Bäuerinnen hie wie dort kann nicht mit dem Weltmarkt konkurrieren.

Doch die sieben Staats- und RegierungschefInnen diskutieren in Houston über Anteile auf den hart umkämpften Weltagrarmärkten. Kein Thema ist, wie die landwirtschaftliche Produktion nach sozialen und ökologischen Kriterien organisiert werden kann, und wie die Überproduktion im technisch hochgerüsteten Norden zu verhindern ist. Auch wenn die Weltmarktpreise gestiegen sind und die diversen Überschüsse derzeit nicht so stark über die Grenzen schwappen - am Agrarsystem selbst ist damit noch nicht gerüttelt, vor allem nicht an der Exporterstattung, mit dem die überproduzierten Güter aus den wohlhabenden Industrieländern kurzerhand auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig gemacht wird.

Die Bush-Regierung hat in Houston deutlich zu verstehen gegeben, daß ihr die Senkung der EG-Subventionen in den kommenden Jahren ungleich wichtiger ist als eine Kreditierung der Gorbatschow-Politik in den kommenden Monaten. Solange die Fronten in dieser Frage nicht aufgeweicht sind, können die kleineren Landwirte zu beiden Seiten des Atlantik hoffen - und produzieren. Nicht ausgeschlossen ist dann, daß ihr Getreide, staatlich subventioniert, zu guter letzt ausgerechnet in der Sowjetunion landet. In einer allerletzten Feuerwehraktion der USA und der EG, um Gorbatschow zu retten.

Dietmar Bartz