Bolle-Verkauf jetzt perfekt

■ Coop AG und Verband der Konsumgenossenschaften der DDR unterzeichneten Übernahmevertrag / Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben

Berlin. Ost-Handel erobert West-Markt: Der wohl spektakulärste Ost-West-Deal ist perfekt. Der Verband der Konsumgenossenschaften der DDR (VdK) und die coop AG Frankfurt unterschrieben gestern einen Vertrag, wonach 122 Westberliner Bolle-Filialen, zwei Lager, ein Fleisch -Zerlegungsbetrieb und ein Fuhrpark (von coop vor drei Jahren aufgekauft) in Ost-Hand übergehen. Der Gesamtumsatz der Bolle-Kette betrug 1989 auf insgesamt 65.000 Quadratmetern Verkaufsfläche 700 Millionen Mark. Die Übernahme wird von „einer deutschen Großbank“ finanziert.

Darüber, um welche Bank es sich handelt, und über den Kaufpreis wollte der Präsident des VdK, Heinz Fahrenkrog, keine Auskunft geben. „Wir sind kein armer Mann“, war seine einzige Bemerkung dazu. Der VdK betreibt 64 Kaufhallen (Supermärkte), 449 Lebensmittelläden, elf Kaufhäuser, 336 Industriewarengeschäfte und ein Hotel im Ostteil der Stadt. Der Umsatz der 13.000 Mitarbeiter lag im vergangenen Jahr bei drei Millionen DDR-Mark.

Der Verkauf von Bolle erfolgt nach Angaben von coop Vorstandssprecher Franz H. Wolf, weil zur Sanierung des angeschlagenen Unternehmens der Verkauf profitabler Einheiten gehöre. Vor geladener Presse beschworen beide Seiten geradezu ihre „völlige Übereinstimmung“ sowie die „soziale Verantwortung“, derer man sich immer bewußt sei. Alle der über 2.000 Bolle-Mitarbeiter werden vom neuen Ost -Management übernommen.

Von der Begeisterung der Vertragsunterzeichner bei der Pressekonferenz über dieses Geschäft war bei Bolle direkt allerdings nichts zu spüren. „Ich hab dazu nix zu sagen“, war der unwirsche Kommentar der VerkäuferInnen in zwei Filialen. Es gebe außerdem eine Anweisung aus „der Chef -Etage“, gegenüber der Presse keine Auskunft zu geben. Von einer solchen Chef-Anweisung wußte man bei coop allerdings nichts. Absatzgebietsleiter Ernst Vatter entrüstet: „Nein, aber nein, eine solche Anweisung würden wir nie geben. Bei uns kann jeder Auskunft geben.“

ast