Die unsichtbare Hand

Was ist eigentlich Marktwirtschaft (2. Teil)  ■  1*1 der Marktwirtschaft

Adam Smith, einer der Klassiker der bürgerlichen Ökonomie, hat die Funktionsweise marktwirtschaftlicher Systeme einmal so umrissen: „Jeder einzelne bemüht sich darum, sein Kapital so einzusetzen, daß es den größten Ertrag bringt. Im allgemeinen wird er weder bestrebt sein, das öffentliche Wohl zu fördern, noch wird er wissen, inwieweit er es fördert. Er interessiert sich nur für seine eigene Sicherheit und seinen eigenen Gewinn. Und gerade dabei wird er von einer unsichtbaren Hand geleitet, ein Ziel zu fördern, das er von sich aus nicht anstrebt. Indem er seine eigenen Interessen verfolgt, fördert er das Wohl der Gesellschaft häufig wirksamer als wenn er es direkt beabsichtigt hätte.“

In moderneren Theorien ist an die Stelle der unsichtbaren Hand der Marktmechanismus getreten. Er bringt - so die Theorie - das Angebot in Einklang mit den Bedürfnissen der Konsumenten, er treibt die Produzenten zu immer neuen technischen Höchstleistungen an. Der Marktmechanismus beruht darauf, daß die einzelnen Marktteilnehmer ihre Pläne unabhängig voneinander machen und erst auf dem Markt im Wettbewerb aufeinandertreffen. Auf der Basis des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage bildet sich dann der Preis der Waren. Kein einzelner darf dabei so mächtig sein, daß er den Preis spürbar beeinflussen kann.

So bleiben den Produzenten nur zwei Möglichkeiten, ihren Gewinn zu erhöhen: Sie können „Marktlücken“ aufspüren, unbefriedigte Bedürfnisse von Konsumenten, oder sie können ihre Produktion verbessern und sich dadurch Extragewinne verschaffen. Die ideale Marktwirtschaft tendiert auf diese Weise dazu, für alle Bedürfnisse der Konsumenten wohlfeile Produkte bereitzustellen.

Diese Segnungen der Marktwirtschaft beruhen allerdings auf einem Zwangsmechanismus: Die Konkurrenz auf dem Markt zwingt die Anbieter zu ständigem Größenwachstum und technischen Neuerungen. Dieser in den Marktmechanismus eingebaute Zwang zur Konkurrenz, zur ständigen Verbesserung der Produktion, zum Immer-Besser und Immer-Mehr ist mittlerweile als Wachstumszwang in Verruf gekommen. Ein System, das ohne beständiges Wachstum nicht funktionieren kann, müsse - so argumentieren KritikerInnen der Marktwirtschaft - auf die Dauer seine menschlichen und natürlichen Grundlagen zerstören.

Gabriela Simon