Mandela in London gefeiert

■ 70.000 begrüßen Nelson Mandela bei einem Rockkonzert im Fußballstadion / Margaret Thatcher kritisiert / Eine Milliarde Menschen verfolgen die Veranstaltung im Fernsehen / Stadion wird eine riesige Tanzfläche

London (dpa) - Der südafrikanische Schwarzen-Führer Nelson Mandela hat die Haltung der britischen Regierung zu Südafrika am Montag abend in London mit scharfen Worten attackiert. „Nur diejenigen, die das Apartheidregime unterstützen, können sagen, man solle die Regierung in Pretoria für die kleinen Konzessionen, die sie gemacht hat, belohnen“, sagte Mandela vor 70 000 Menschen im Londoner Wembley-Stadiion. Sie waren dort zu einem Popkonzert zur Feier der Freilassung Mandelas zusammengekommen. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher hatte nach der Freilassung Mandelas und der Aufhebung des Verbots des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) Sanktionen gegen Südafrika aufgehoben.

„Weist jeden zurück, der vorschlägt, die Kampagne zur Isolierung des Apartheidregimes sollte abgeschwächt werden“, sagte Mandela dem Publikum, das den Nationalistenführer durch minutenlangen Beifall und Jubel zunächst nicht hatte zu Wort kommen lassen. Er forderte nachdrücklich die Aufrechterhaltung von Sanktionen. Rund eine Milliarde Menschen in 30 Ländern verfolgten die Veranstaltung am Bildschirm.

Mandela war während des zweitägigen Besuches in London auch nicht mit Frau Thatcher zusammengetroffen, obwohl die britische Premierministerin ihn gleich nach der Freilassung eingeladen hatte. In einem Zeitungsinterview sagte Mandela jedoch, er werde Frau Thatcher vermutlich im Rahmen einer größeren Tour durch mehrere Hauptstädte im kommenden Monat sehen.

Im Wembley-Stadion herrschte Feststimmung. Das Stadion verwandelte sich zeitweise in eine riesige Tanzfläche. Vor zwei Jahren hatte die internationale Apartheidbewegung zum 70. Geburtstag Mandelas mit einer ähnlichen Show auf das Schicksal des Mannes hingewiesen, der 27 Jahre in südafrikanischer Haft zubrachte. Zu diesem Konzert waren Mandela und seine Frau Winnie aus Südafrika angereist. Zu den Stars, die teilweise auch schon an dem Geburtstagskonzert mitgewirkt hatten, gehörten die Gruppe Simple Minds, Tracy Chapman, Peter Gabriel und Neil Young. Mandela bedankte sich persönlich bei den Musikern bei einem kurzen Besuch hinter der Bühne. „Eure Botschaft ist oft stärker als die der Politiker“, sagte er: „Wir bewundern Euch.“ Mandela flog nach dem Konzert nach Südafrika zurück. Er war zuletzt 1962 in Großbritannien gewesen, zwei Monate vor seiner Verhaftung. dpa rb