DAS ZEUGHAUS

■ Kleine Geschichte der Herberge des Geschichtsmuseums

Der Grundstein zum Zeughaus - heute Unter den Linden 2, schräg gegenüber dem Palast der Republik - wurde im Jahr 1695 gelegt, vollendet wurde der monumentale Zweckbau jedoch erst 1730. Die zweistöckige quadratische Anlage mit Innenhof ist reichlich verziert mit Figuren, Figurenensembles und Reliefs, die größtenteils von Andreas Schlüter und Guillaume Hulot entworfen wurden. Gestiftet vom späteren König Friedrich I. diente das Zeughaus schon „zur Abschreckung der Feinde“ als Waffendepot und zur Unterbringung der Trophäensammlung.

1806 richteten französische Besatzertruppen nicht nur Magazine, Pferdeställe und Feldschmieden ein, sondern plünderten und beschädigten das Gebäude auch schwer. Zwischen 1817 und 1821 wurde das nun wieder der Sammlung preußischer Kriegsbeute dienende Haus unter der Leitung von Karl Friedrich Schinkel wiederhergestellt. Johann Gottfried Schadow restaurierte die Plastiken. Ab 1828 konnte die „Königliche Waffen- und Modellsammlung“ besichtigt werden. Die erste deutsche Gewerbeausstellung fand 1848 im Zeughaus statt. Im gleichen Jahr wurde das Gebäude von Revolutionären zwecks Bewaffnung gestürmt. Bis 1881, als das Zeughaus unter der Leitung des Architekten Friedrich Hitzig zur „Ruhmeshalle“ für die preußische Armee und zu einem militär und waffenhistorischen Museum umgewandelt wurde, lagerten dort vor allem Trophäen aus den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71.

1943 mißglückte im Zeughaus, wo jetzt Nationalsozialisten Sonderausstellungen veranstalteten und militärische Prunkzeremonien und Heldengedenktage abhielten, anläßlich einer solchen Feier ein Sprengstoffanschlag des Obersten von Gesdorff auf Adolf Hitler.

Gegen Kriegsende wurde das Zeughaus von Alliierten-Bomben schwer getroffen, und die Bestände wurden weitgehend ausgelagert. Ab 1949 begann schließlich die Restaurierung des Figurenschmucks und der Wiederaufbau der Außen- und Hofmauern nach historischem Vorbild, während der Innenausbau auf dann 8.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche eher gemäßigt realsozialistisch ausfiel. Obwohl der Ausbau erst 1969 vollständig abgeschlossen war, zog das Museum für Deutsche Geschichte schon 1953 mit der Sonderausstellung Karl Marx - Leben und Werk im Zeughaus ein.

Gegründet worden war das Museum 1952 gerade drei Jahre nach jenem Staat selbst, zu dessen nationaler Identität es beitragen sollte. Schließlich sind es nicht umsonst gerade die jungen Nationalstaaten, wie zum Beispiel Ungarn oder Australien, die sich zentrale Geschichtsmuseen eingerichtet haben, während solche selbstgewissen alten Nationen, wie etwa Frankreich, derartige Einrichtungen offenbar nicht nötig haben.

Nach der Wende in der DDR hatte der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Schade, den Vorschlag gemacht, das Zeughaus wieder als Waffenmuseum zu nutzen, was die Mitarbeiter des Museums selbst allerdings für geradezu geschmacklos hielten.

Vorerst bleibt das Zeughaus aber Geschichtsmuseum. Und das ist von montags bis donnerstags von 9 bis 19 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr (letzter Einlaß jeweils eine Stunde vor Schließung) und freitags geschlossen. Eintritt 50 Pfennige.