Contras sind bereit zur Selbstauflösung

■ Nach der ersten Gesprächsrunde mit einer Delegation aus Nicaragua in Honduras erklärt ein Contra-Sprecher volle Unterstützung für Violeta Chamorro Der Zeitplan für Entwaffnung ist aber noch offen, die Verhandlungen werden fortgesetzt / Chamorro will Contra nicht in der Armee haben

Tegucigalpa/Managua (taz/afp) - Die nicaraguanischen Contras haben sich prinzipiell bereiterklärt, ihre Stützpunkte in Honduras zu räumen und die Waffen niederzulegen. In der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa sagten Sprecher der rechtsgerichteten Rebellen am Dienstag abend der künftigen konservativen Regierung der gewählten Präsidentin Violeta Chamorro ihre volle Unterstützung zu und versicherten, sie wollten einem friedlichen Machtwechsel nicht im Wege stehen. Sie seien bereit, nach Nicaragua zurückzukehren, sobald die honduranische Regierung sie dazu auffordere, betonten sie vor der Presse nach einer Zusammenkunft mit einer Delegation der künftigen Präsidentin und des Erzbischofs von Managua, Miguel Obando y Bravo. Die Unterhändler wollen die Gespräche mit der Contra-Führung in Tegucigalpa fortsetzen, um einen Zeitplan für die Entwaffnung und Auflösung der Rebellenstreitmacht zu vereinbaren.

Violeta Chamorro hatte nach ihrem Wahltriumph die sofortige Auflösung der in Honduras lagernden Truppen und die unbewaffnete Rückkehr der Contra-Kämpfer gefordert. Der noch amtierende Präsident Daniel Ortega forderte am Dienstag die Vereinigten Staaten und Honduras auf, „sofort“ Maßnahmen zur Entwaffnung der Contra zu ergreifen. „Die USA, die die Contra ins Leben gerufen haben, tragen eine große Verantwortung“, sagte er auf einer Tagung der konservativen Interamerikanischen Presseallianz.

In der Begegnung am Dienstag sprachen sich die Contras für die Auflösung der nicaraguanischen Streitkräfte aus, da sie keine „nationale Armee“ seien, sondern im Dienst einer Partei, der Sandinisten, stünden. Die letzte Entscheidung darüber liege aber bei der neuen Regierung.

Chamorros Meinung dazu formulierte zuletzt am Sonntag ein Leitartikel ihrer Zeitung 'La Prensa‘: „Die sandinistische Armee bleibt die einzige legale Streitmacht des Landes, wenn sie auch reduziert und umorganisiert werden muß. Die bewaffnete und organisierte Rückkehr der Contra nach Nicaragua oder ihr Verbleib in Honduras wäre eine schwere Bedrohung des Friedens, eine offene Tür für Racheakte und ein Verstoß gegen die Abkommen der zentralamerikanischen Präsidenten.“

Der Chefunterhändler der gewählten Präsidentin, Jaime Cuadra, sagte, ein Enddatum für die Demobilisierung der Contras stehe nicht fest. Die Sandinisten hatten gefordert, daß die Rebellenstreitmacht vor dem Termin des Machtwechsels am 25. April aufgelöst sein müsse, und davon ihre Bereitschaft abhängig gemacht, die Regierung fristgerecht zu übergeben.

rld