Beton-AStA wird eingemauert

■ FU-AStA manövriert sich mit Glückwünschen an die DDR ins Abseits / Halbherzige Distanzierungen von DDR-Grußadresse / AStA-Haus in Dahlem von Autonomen zugemauert / Jusos im StuPa protestieren / Vorgeschichte des Glückwunschschreibens jetzt bekannt

Einen heftigen internen Streit hat mittlerweile die Grußadresse des FU-AStAs an die DDR anläßlich ihres 40jährigen Bestehens ausgelöst (die taz berichtete). Während am Sonntag von seiten des AStAs lediglich zu vernehmen war, daß das Schreiben die Mehrheit des Gremiums repräsentiere, hat sich nun doch Protest in den eigenen Reihen geregt. Stellungnahmen wechseln mit Erklärungen - eine klare Linie des AStAs ist bis jetzt nicht zu erkennen.

Am Montag abend mauerten „Antitotalitäre Zellen“ aus Protest mit Ziegelsteinen die Eingangstür des AStA-Hauses im Kiebitzweg zu - die Mauer steht bis jetzt noch. Jenseits der Mauer diskutierte der AStA neun Stunden lang und korrigierte: Es habe sich nicht um eine Pressemitteilung des gesamten AStAs gehandelt.

Sauer sind vor allem Leute aus der Basisbewegung der Studentenschaft. Frieder Arzt von der Streikzeitung 'Besetzt‘, selbst bis vor einem Jahr DDR-Bürger: „Das ist völlig weltfremd. Das bestehende System in der DDR hat doch nichts mit Sozialismus zu tun!“ Er wundert sich, daß er nicht gefragt wurde. „Wir sind ja schließlich nicht irgendwer! Der AStA hat keinerlei basisdemokratische Legitimation für so etwas“, betont Arzt.

Protestiert haben mittlerweile nicht nur der RCDS und die rechte „Notgemeinschaft für eine Freie Universität“ (NoFU), sondern auch die VertreterInnen der Undogmatischen Jusos im Studentenparlament. Sie hätten das Glückwunschschreiben „mit Entsetzen gelesen“, heißt es in einem Schreiben an die taz. „Unter der Führung des AStA-Vorsitzenden Detlef Schulze kann die reine Lehre aus der 'Aktuellen Kamera‘ mit altstalinistischen Parolen vertreten werden.“

Endlich ist auch die Vorgeschichte der Grußadresse bekannt: Am Montag vergangener Woche hatte der AStA eine DDR -Arbeitsgruppe eingesetzt, die eine Erklärung erarbeiten sollte. Man/frau einigte sich alsbald, daß die DDR als sozialistischer Staat löblicherweise mit dem deutschen Faschismus gebrochen habe und erteilte einen Formulierungsauftrag. Was niemand merkte: Das hätte viel zu lange gedauert, der Geburtstag der DDR wäre schon längst vorbei gewesen. So machte sich eine aufmerksame Öffentlichkeitsreferentin in letzter Minute selbst ans Werk. Diese Eigenmächtigkeit habe zu internen Auseinandersetzungen geführt, erklärte Detlef Schulze, derzeit AStA -Vorsitzender.

Hätte das gleiche Papier aber seinen ordnungsgemäßen Weg durch den Gesamt-AStA genommen, so wäre es mit kleinen Änderungen sicherlich „einvernehmlich verabschiedet“ worden, vermutet er. Man kritisiere nach wie vor, daß ehemalige DDR -BürgerInnen in der BRD als politische Manövriermasse mißbraucht würden, und daß die westlichen Medien mit ihrem DDR-Rummel die hiesigen Probleme verschleiern helfen. Man wende sich nun allerdings auch gegen das Vorgehen der DDR -Obrigkeit gegen Oppositionelle.

Der von den Linken dominierte FU-AStA war erst im Sommer mit der Erwartung neu gewählt worden, daß er sich nach den basisdemokratischen Forderungen der UNiMUT-Bewegung richte. Und eben diese hatte sich noch im Januar um Kontakte zur DDR -Opposition bemüht. In der Streikzeitung 'Besetzt‘ war sogar zur Unterstützung von Protestaktionen während der Rosa -Luxemburg-Demonstration in Ost-Berlin aufgerufen worden.

kd/mw