„Armes Deutchland“

■ Black Labels: Rechtes für Bremer Gymnasiasten

Wer bei Black Label immer noch an einen Whisky von Johnny Walker denkt, kennt Markus Beyer nicht. Markus ist Schüler der 11. Klasse am Hermann-Böse-Gymnasium und Herausgeber einer neuen Schülerzeitung mit eben jenem Namen. Markus selbst scheint mit Whisky noch nicht in Berührung gekommen zu sein: er hat erst später erfahren, daß unter dem Namen seiner Zeitung (Sprich: „Bläck Leibl“) auch Alkohol an den besten Freund gebracht wird. Chefredakteur Markus fand einfach das Englisch „ansprechend“, und außerdem werde Black Label ja auch schwarz (auf weiß) gedruckt. Politisch oder so sei der Titel nicht unbedingt gemeint. Verteilt wird die selbstgebastelte Zeitung, die von den Eltern der Redakteure mitfinanziert wird, an den verbliebenen öffentlichen und privaten Gymnasien in Bremen.

Obwohl sich Markus und seine Freunde für Politik interessieren: Es war ihr Wunsch, mal eine „besonders lesenswerte politische Schülerzeitung“ zu machen, „objektiv und ohne linksideologische Schlagworte“.

In der ersten Ausgabe geht es dann auch „ganz objektiv“ um die rot-grüne Koalition in Berlin, um die Republikaner, um das Kußverbot am Ökumenischen Gymnasium und zuguterletzt, in einer flammenden Fürsprache, um das „Modernes“. Reichlich verworren wird es im Artikel zur Berliner Regierung. Vom Wahlbetrüger Momper ist da die Rede, der gemeinsame Sache macht mit „öko-marxistischen Spinnern“, mit einer „linksradikalen“ Partei, in der „übrigens auch Kommunisten organisiert sind“. Daß Kohl zum Treff mit Bush lieber Diepgen als Momper einlädt, kann deshalb Markus Beyer gut verstehen.

Auch das Problem Republikaner beschäftigt die eifrigen Jungredakteure, aber „wenigstens wollen sie Deutschland nicht in die Anarchie führen, wie unsere Linksextremen, die Grünen“. Wenn schon Parteien „nach Hause schicken“, dann bitteschön beide Chaotenparteien. Auch zweifelt der Nachwuchs-Autor, ob sich mit „ignoranten, undemokratischen und verleumderischen“ Sprüchen wie „Ich will keine Nazipost“ das Potential einer „auf demokratischem Wege gewählten“ Gruppe „dezimieren“ lasse. Fazit des Artikels: „Armes Deutschland! Arme Demokratie!“

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