LANDSCHAFT: "Elysische Felder - Landschaftsgärten und ihre Bauten, eine Photofolge" von Rolf Reiner Maria Borchard

Schwarz-weiß Fotos, gräuliche Beschwörungen der versunkenen Welt des klassischen Landschaftsgartens. Die Pfaueninsel und Wörlitz, Muskau und Chiswick. Gebildete Idyllen und Reformäcker des aufgeklärten Absolutismus. Mehr als einhundertfünfzig Fotos, die schöne Stille demonstrieren. Erst beim Nachschlagen hinten im Buch erfährt man, worum es sich beim Abgebildeten handelt. Lucius Burckhardt schreibt in seiner Einleitung brillant und provokant: “... die Ruine bietet die Möglichkeit des ungestörten Spaziergangs durch Haus und Garten, der Gleichsetzung der natürlichen und der gemauerten Hälfte der Welt. Das großartigste Beispiel der durchlässigen Ruine ist leider nicht gebaut worden. Bei der Konzeption des Parks Wilhelmshöhe in Kassel war davon ausgegangen worden, daß die Achse von der Stadt zum Herkules einen freien Durchblick gewährt und daß das dort befindliche Lustschloß in Form von zwei Flügelbauten ohne mittleren Korpus links und rechts der Achse errichtet wird. Da nun aber der Fürst seine Legitimität darin suchte, im Zentrum, also in der Achse zu sitzen, brauchte er doch ein mittleres Corps de logis, das die Achse zu verstellen drohte. Architekt Jussow fand die Lösung: Die zwei Flügel sollten bewohnbar ausgeführt, das mittlere, riesige Schloß aber als Ruine nur dargestellt werden. - Dieses Konzept der Durchlässigkeit der Ruine wurde leider nicht vollendet; Napoleons Heraufkunft verhinderte die Durchführung, und als der Landgraf zurückkam, war die Zeit der großen Konzepte vorbei. Wilhelm I. ließ die ruinösen Anfänge an den Seitenflügeln 'reparieren‘ und baute das Schloß als undurchlässigen Kasten in die Mitte. Erst die amerikanischen Bomben haben für kurze Zeit das eigentliche Konzept wiederhergestellt.“ Der Vater aller Dinge hier auch als Vater der Schönheit. Einprägsam formuliert Burckhardt: „Palladianische Architektur zitieren heißt: Republiken sind möglich“. Die Abbildungen vermitteln davon nur wenig. Sie sind zu schön. Die stille Tristesse verwitterter Gemäuer, verschorften Gesteins und im feuchten Nebel eintrübender Weiden, erzeugt das Gefühl der Vergeblichkeit, nicht das rebellischen Aufruhrs. Die klassizistischen Bauten belegen jetzt den Untergang auch dieser Utopie, nicht ihre Lebenskraft.

Elysische Felder - Landschaftsgärten und ihre Bauten, eine Photofolge von Rolf Reiner Maria Borchard mit Textbeiträgen von Lucius Burckhardt, Verlag Ernst & Sohn, 192 Seiten mit 164 Abbildungen, 78 DM