Gitarrenmusik und Hundesscheiße

■ Am Weserstrand, wo die Hal Över den Fluß quert, läßt sich erleben, was das sein könnte: Stadt am Fluß / Idylle für Papa, Mama, Kind und viele Hunde

Unter dem Pflaster , da liegt der Strand. Zumindest für Bremen gilt das so ausschließlich nicht. Mitten in der Stadt wird ein kleines Fleckchen Sand am Fluß mehr und mehr zum gleichrangigen Ausflugsziel neben Bürgerpark, Blockland und Wümme-Wiesen. Und wenn dann 1. Pfingst-Montag und 2. Eislutsch-Wetter ist, dann kann mensch sich am Osterdeich, da wo die Hal-Över die Weser quert, einen Eindruck von dem bekommen, was das sein könnte: Stadt am Fluß.

„Ei, haste mal, ne Windel für mich“, quatscht eine nicht ausreichend bevorratete Mutter eine Deckennachbarin von der Seite an. Hat Sie. Aus Lautsprechern schwebt, unaufdringlich aber hörenswert, klassische Gitarrenmusik übers Idyll. Im Sand vor der Weser buddeln drei-bis sechsjährige im Sand.

„Papa, guck mal, ich hab‘ da unten eine ganz tollen Stein gefunden,“ sagt eine Kleine. Vatern macht sich auf den Weg, kommt wenig später hörbar entrüstet zurück: Das braune Gebilde, das er für die Tochter aufheben wollte, hatte sich als ordinäre Hundescheiße entpuppt.

Als wenig später ein freilaufender Köter eben jenem Vater, der inzwischen mit geschlossenen

Augen liegend auf der Decke entspannt, übers Gesicht schlabbert, ist die Geduld vorbei: „Hau ab, du Scheißvieh,“ brüllt er. Volkes Stimmung trifft er. Der Ärger über die wild durch die Gegend rasenden Vierbeiner und deren BesitzerInnen, die ausgerechnet an dem rimini-vollen Strand ihren

Kötern das Apportieren beibringen wollen, scheint weit verbreitet. Nur meckern mag sonst kaum eine.

Egal, der Feiertgas-Ausflugsatmospäre tut das keinen entscheidenden Abbruch. Da ist es für gestreßte Eltern allemal anstrengender, wenn sie ihren Klei

nen zum 14 Mal erklären müssen, warum der Strand zwar ein richtiger Strand, der Fluß aber kein richtiger Fluß ist.

Meinte ein Vater: „Geh da nicht so weit rein, sonst haste bald Salzstangen unterm Knie.“

hbk