Einig für Sammelunterkunft

■ Vegesacker Beirat befürwortet Nutzung des alten Bauamts als Erstunterkunft von Flüchtlingen im Stadtteil / Forderung nach menschenwürdiger Ausstattung

Mit den Stimmen aller vier Parteien hat sich der Ortsbeirat Vegesack am Dienstag abend für eine menschenwürdige Unterbringung und notwendige Betreung der Flüchtlinge ausgesprochen, die dem Stadtteil zugewiesen werden. Dabei sollten alle in der Flüchtlingsarbeit tätigen Organisationen mit einbezogen werden. Gleichzeitig forderten die KommunalpolitikerInnen den Senat auf, klare Vorstellungen über die eventuelle Nutzung des alten Bauamtes in der Johann -Lange-Straße für die Unterbringung der Flüchtlingen vorzulegen.

Das Gebäude ist nach Aussagen von Gerd Grusendorf aus dem Ausländeramt grundsätzlich als Erstunterkunft für Flüchtlinge geeignet. Die Kosten für die notwendigen Umbauten sind allerdings ebenso unklar wie die zukünftige Betreuung der neuen BewohnerInnen. Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, könne über eine Realisierung des Projekts endgültig entschieden werden, so der Behördenvertreter.

Der Vegesacker SPD-Fraktionsvorsitzende Reimund Kasper sprach sich für eine „moralische, menschliche und finanzielle Unterstützung“ der Flüchtlinge aus. Neben ausreichendem Wohnraum und einer Berücksichtigung von kulturellen Unterschieden bei der Belegung der Wohnungen sei auch eine personelle Verstärkung des Amtes für soziale Dienste in Vegesack notwendig.

Während das Ausländeramt von einer zukünftigen Belegung von 60 bis 70 Personen ausgeht, sprach Kasper von „höchstens 40“ Flüchtlingen, die im alten Bauamt untergebracht werden

könnten. Dieser Auffassung schloß sich der grüne Abgeordnete Jürgen Hecht weitgehend an. Diese Obergrenze könnten aber nur gelten, wenn im zukünftigen Kleinheim hauptsächlich Familien wohnen werden.

„Im Endeffekt geht es hier um Menschen“, sagte Paul Schmidt von der CDU, sprach dann aber nur über das Baurecht, das aus seiner Sicht eine Nutzung des alten Bauamtes ausschließt. Des

wegen müßten die rechtlichen und finanziellen Fragen geklärt werden, bevor der Vegesacker Beirat eine Stellungnahme zu der beabsichtigten Nutzung abgeben könnte. Dies soll auf jeden Fall in den nächsten sechs Wochen erfolgen.

Das Flüchtlingsbüro in Bremen Nord, das nach Auffassung der Grünen in die Planungen und spätere Betreuung mit einbezogen werden soll, äußerte sich zu

rückhaltend. Zwar werde einerseits die vom Amt für soziale Dienste geplante Zusammenlegung von Flüchtlingen in Sammelunterkünfte auch bei der Erstunterbringung kategorisch abgelehnt. Andererseits seien hier in bezug auf die zukünftige Nutzung des alten Bauamts von Grünen und SPD Forderungen erhoben, die bisher in kaum einer Bremer Erstunterkunft erfüllt seien. om