Schön grüner Beton

■ Bundesbahn fällte Bäume, Sozialdemokraten pflanzten neue / Ortsbeirat Mitte findet kein Konzept im Behördenraumkonzept / Parker ohne Plätze

Finanzsenator Grobecker kann sich freuen, daß die Ortsbeiräte wirklich nur beratenden Charakter haben, ihre Beschlüsse lediglich Empfehlungen sind. Sonst nämlich könnte er sein neues Behördenraumkonzept dort ablegen, wo es nach der einstimmigen Empfehlung des Ortsbeirats

Mitte auch hingehört: im Papierkorb.

Das Konzept sei konzeptionslos, inhaltlich und finanziell unüberschaubar und in seinen Folgen für den Stadteil völlig unklar, beschied der Beirat am Montag-abend dem extra angereisten Vertreter des Finanzsenators, Heinrich Dietrich. Der konnte allerdings mit Informationen auch kaum dienen. Die erhofften Einsparungen sind nicht erkennbar, zum Teil werden sie von erheblichen Investitionen überdeckt. Ob und wenn ja, wann sich das neue Behördenraumkonzept amortisieren wird, blieb am Montag offen.

Genauso wie die Parkplatzprobleme, die sich in Zukunft weiter verschärfen werden - es sei denn, die Behörde hält sich an einen Vorschlag aus dem Publikum. Ein roter Stempel mit der Aufschrift „Hier keine Parkmöglichkeiten“ auf allen Amtspapieren, „dann kommen die Leute künftig nur noch mit der Bahn“, ist ein Besucher überzeugt. Die SPD-Fraktion blieb skeptisch und forderte deshalb den Senat auf, „durchsetzbare Richtlinien zur

Lösung des Parkproblems“ zu erlassen. Nur einer ist noch ohne Ideen: Der zuständige Senator Grobecker. Aber der wohnt ja auch nicht im Bezirk Mitte.

Intensiv diskutierte der Beirat am Montag über den Erhalt von 54 Bäumen auf dem Gelände der Bundesbahn, an der Linie Bremen-Oldenburg hinter der Nicolaistraße. Dort sollte nach Informationen von Beiratsmitgliedern ein neuer Parkplatz für das neue Arbeitsamt entstehen. Diese Pläne sind jetzt wieder weg - die Bäume allerdings auch. Die hatte die Bahn bereits im Februar bis auf die Wurzeln heruntergeschnitten.

Das allerdings hatten sich zwei Mitglieder der SPD-Fraktion nun doch nicht gefallen lassen. Zusammen mit AnwohnerInnen pflanzten sie im März neue Bäume auf dem DB-Gelände. „Das war fast wie ein Baumfest, eine richtig gute Aktion,“ freute sich einer von ihnen auf der Sitzung. Der Beirat fand das auch und begrüßte die Bepflanzung. Und die SPD setzte gleich noch eins drauf: Auf ihren Vorschlag hin soll eine Betonmauer hinter

der Nicolaistraße mit Rankpflanzen und Bäumen begrünt werden - eine modifizierte sozialdemokratische Betonpolitik gewissermaßen.

Kritik gab es aber auch an der Umweltbehörde. Die hätte nämlich wenigstens einen Teil der Bäume retten können, sind die KommunalpolitikerInnen überzeugt. Um wenigstens zukünftig derartige Rodungsaktionen wie die der Bahn ausgeschließen zu können, soll die Umweltbehörde personell besser ausgestattet werden. Dafür soll Senator Grobecker Geld zur Verfügung stellen. Aber selbst wenn der zuständige Sachbearbeiter Zeit gehabt hätte, wäre er nicht pünktlich zum Tatort gekommen - er hatte an dem Tag kein Auto. Das nämlich steht ihm nur alle 14 Tage zur Verfügung.

Ob der Beirat nun die Anschaffung von weiteren Autos fordern wird, blieb Montag offen. Aber auch dem kann Grobecker gelassen entgegensehen. Denn: Selbst wenn der fahrbare Untersatz dagewesen wäre, hätte das wohl nicht viel geholfen, Es gibt dort ja keine Parkplätze! om