Der Flachmann als Intendant

■ Ein neuer Anwärter auf die höchste Pension im SFB

Verglichen mit seinem Nachfolger von Lojewski erscheint der bisherige SFB-Intendant Hermann trotz des Nimbus‘ der grauen Verwaltungsmaus geradezu als Spitzen-Manager, und Lothar Loewe, dem er jetzt aufs gesicherte Eiland sechsstelliger Pensionen folgt, muß im Vergleich mit dem neuen SFB-Chef als absoluter Top-Journalist gelten. Das will etwas heißen, den aufgefallen ist Loewe während seiner Amtszeit weniger durch publizistische Brillanz als durch den Streit um einen eigenen Fahrstuhl in die Chef-Etage.

Mit Lojewski erreicht die Qualifizierungsoffensive des Rundfunkrats eine Qualität, die alle Arbeitslosen im Bundesgebiet aufatmen lassen könnte: Wenn ein x-beliebiger TV-Flachmann in Berlin zum Intendanten werden kann, müßte für jede ungelernte Hilfskraft mindestens ein Hauptabteilungsleiterjob drin sein. Für einen solchen fand der CSU-Freund Lojewski nicht einmal im Bayerischen Rundfunk eine Mehrheit. Daß er jetzt im rot-grünen Berlin ganz nach oben gehievt wurde, ist ein politischer Treppenwitz. Mit Lojewski hat die Halbstadt einen öffentlich-rechtlichen Propoaganda-Leiter gekürt, dessen einzige Qualität darin besteht, schöner zu hubern als Schönhuber, dumpf-deutsches Gedankengut scheinmoderat und pseudoausgewogen rüberzubringen und dabei intellektuell die Brille zurechtzurücken. Handwerklich, etwa als Interviewer in Report und anderswo, hat sich der neue SFB-Intendant vor allem in einer Hinsicht als Könner erwiesen: Kein Hintern eines Mächtigen war ihm zu eng, als daß er nicht samt Mikro darin Platz gefunden hätte.

Die vierte Gewalt in West-Berlin in den Händen eines solchen Artisten zu sehen, mag schmerzlich sein; der Gewinn, künftig am Bildschirm vor Lojewski-Interviews verschont zu bleiben, wiegt allein die Sache nicht auf. Doch eines läßt hoffen: Der schwer manövrierfähige SFB wird auch diese Flasche aussitzen.

Mathias Bröckers