Schönhuber schweigsam in Bonn

DemonstrantInnen verhinderten eine halbe Stunde lang den Auftritt des „Republikaner„-Chefs bei der Eröffnung des Europawahlkampfs der Partei in Bonn / Prügelszenen in der Godesberger Stadthalle  ■  Aus Bonn Ferdos Forudastan

Mit regungslosem Gesicht saß Franz Schönhuber unter dem riesigen Transparent „Die Republikaner - Deutschland zuerst.“ Und das fast eine halbe Stunde. So lange dauerte es beim Auftakt der Europawahlveranstaltung der „Republikaner“ in der Godesberger Stadthalle nämlich, bis die Polizei die 150 GegendemonstrantInnen aus dem Saal geführt hatte. Diese hatten, just als Schönhuber zum Sprechen anhob, Transparente entrollt, in Trillerpfeifen geblasen und „Nazis raus, Nazis raus“ gebrüllt. Den „Republikaner„-Chef schien das nicht zu stören. Ganz anders seine Fans: Vor allem die jungen Sympathisanten mit exaktem Kurzhaarschnitt, ausrasiertem Nacken und modischem Rolli ballten die Fäuste, streckten mit strammer Geste den Arm zum Victory-Zeichen und stießen Drohungen aus.

Nicht alle hielten sich an Schönhubers Bitten, friedlich zu bleiben: Ein paar junge Männer stürmten wutentbrannt auf die GegendemonstrantInnen zu und schlugen wahllos auf sie ein. Auch Saalordner griffen Leute heraus und prügelten los. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei tauchte auf. Aus dem Saal geleitet wurden die DemonstrantInnen bis hinter die Absperrungen vor der Stadthalle. Scheinbar fürsorglich wiesen die Beamten darauf hin, daß draußen FAPler auf sie warten würden.

Mit gefälschten Karten hatten sich die GegendemonstrantInnen zuvor Eintritt in die Halle verschafft. Dennoch ließen die von der FAP, Wiking-Jugend und dem Gesamtdeutschen Studentenverband gestellten Saalordner nur solche herein, die die Gesichtskontrolle bestanden.

Vor Beginn der Veranstaltung hatten bei strömendem Regen ungefähr 800 Menschen gegen die „Republikaner“ demonstriert. Dabei war es zu kleineren Schlägereien mit den Ordnern gekommen, die Polizei hatte Schlagstöcke eingesetzt.

Schönhubers Rede bot nur das Übliche: Medienschelte, Politikerschelte, Bonzenschelte und viele Plädoyers für ein „sauberes, ordentliches Deutschland“. Auf einer gestrigen Pressekonferenz beschied er außerdem, daß es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis die Union auf seine Partei zukäme. Allerdings: Solange ihr Generalsekretär Geißler heiße, werde es ein solche Bündnis niemals geben.