Baden sauber und unter Dach

■ CDU-Abgeordneter will dem Robbensterben ein Schnippchen schlagen und Sommergäste dennoch an die schmutzige Küste locken: in eine künstliche Badelandschaft

Die wenigen Robben, die das Massensterben des vergangenen Sommers überlebten, haben den Winter auf der offenen See verbracht. Im Frühsommer werden sie an der Nordseeküste zurückerwartet. Wieviele inzwischen noch gestorben sind, ob sich überhaupt noch Robben auf den Sändbänken sehen lassen werden, das ist heute noch ungewiß. Wienhold Schumann, Leiter der Nordener Robbenstation: „Wir sind sehr gespannt.“

Bei den Touristen weiß man schon mehr: Nur noch eine Million hat sich bisher für einen Urlaub am schmutzigsten Meer der Welt entschieden, wie ein Umfrage ergab. Im vorigen Jahr um die gleiche Zeit waren es noch 1,7

Millionen. Ursache des drastischen Rückgangs: Robbensterben und Salmonellen.

Not macht erfinderisch. Der Cuxhavener Landtagsabgeordnete Martin Döscher (CDU) will die Urlauber dennoch in die Region locken. In eine künstliche Badelandschaft, die bei Bederkesa entstehen soll. Ein künstlicher See soll dort ausgebaggert werden. Döscher: „Schön mit Sandstrand, Palmen und so“. Auch dem norddeutschen Wetter will Döscher ein Schnippchen schlagen. Seine Badelandschaft soll mit Glasdächern trocken gehalten werden: Mit Temperaturen um die 24 Grad und nur noch den Blick auf das norddeutsche Wetter sollen die UrlauberInnen

mit dem Ambiente von Mallorca an die unstetige Nordsee gelockt werden.

Auch die eine oder andere Wand will er ziehen lassen, damit es am Kunstsee richtig gemütlich wird. Die Natur soll in seinem Projekt dennoch die Hauptrolle spielen. Döscher: „Einen Rummelplatz will ich nicht, die haben wir schon genug“. Dennoch soll es Saunen, Lokale und Kinderspielplätze dort geben.

Aus Strukturhilfemitteln soll die Badelandschaft finanziert, aber privat betrieben werden. In der kommenden Woche wird der Arbeitskreis Fremdenverkehr der niedersächsischen CDU über Döschers Idee beraten.

mw