Was wo zu lauschen

■ Programmreförmchen bei Radio Bremen

Wieviele Hörer lauschen den Radio-Übertragungen aus der Bremer Bürgerschaft? Radio Bremen Intendant Klostermeier weiß es: Das sind die Ehefrauen und Verwandten der Politiker. Ein paar mehr HörerInnen sind es schon noch, die täglich einen der vier Bremer Sender einschalten. Und damit das trotz des Zwangs, in diesem Jahr 780.000 Mark einzusparen, und angesichts der Konkurrenz der Privaten künftig so bleibt, wurde im Sender mehr als ein halbes Jahr über eine „Programmstruktur-Reform“ gestritten. Gestern präsentierte Hörfunk-Programmdirektorin Carola Sommerey den Kollegen von der schreibenden Zunft das Ergebnis, das ab 3, April hörbar sein soll. An der jeweiligen Zielgruppenorientierung der vier Programme ändert sich nichts. So bleibt die Hansawelle (laut Infratest 1,2 Mio HörerInnen täglich) der Sender für diejenigen, die sich beim Bügeln, Backen oder im Büro langweilen, das „Tagesbegleitprogramm“.

Ein „Nachrichten-Report“ soll ab 3. April viermal täglich für je zehn Minuten über den Sender gehen. Dabei soll ein Moderator die HörerInnen im Schnellgang über die gerade wichtigen Schauplätze in aller Welt führen. Weitere Neuerung: Statt der Aufteilung in eine je halbstündige Politiksendung mit Themen aus aller Welt und Regionalberichten gibt es künftig die „integrierte Stunde“. Regionales wird nur noch vorkommen, wenn die Redaktion vermutet, daß es das Hansawellen-Massenpublikum interessiert.

Im zweiten Programm (25.-30.000 HörerInnen) gibt es künftig nach dem Journal am Morgen al fresco. Statt durch schlichte Ansage soll dort klassische Musik durch direkte Höreransprache präsentiert werden. Einmal in der Woche, so der Plan, darf ein Hörer die Musik aussuchen und vielleicht auch selbst Moderator spielen. Wer das Bildungsprogramm hören will, muß zu den Glücklichen gehören, die um 14.00 Uhr Muße zum Radiohören finden. „Küstenschnack“, „Land und Lüüd“ und ähnlich Heimatverbundenes sollen noch mehr ältere HörerInnen auf den Radio-Bremen III Geschmack bringen. Auf dieser Welle vermutet die Programm-Direktorin auch die Interessenten für eher kleinere lokale Ereignisse aus Bremen und dem Umland. Folge: Die Rundschau-MacherInnen gehen dort künftig ab 16.00 Uhr auf Sendung.

Bei all den Neuerungen wird noch kräftig gespart. Allein das Sommerey-Lieblingsprojekt, Radio Bremen 4 darf für seine bislang 3 % HörerInnen mehr Geld ausgeben. Künftig gibt's Rock&Pop schon ab 6.00 Uhr. Die Kosten von 300.000 Mark will Sommerey über eigens für dieses Programm akquierierte Werbung hereinholen. Ob das angesichts der recht kleinen HörerInnenschar klappt? Sommerey: „Wer weiß es?“

hbk