Nicaraguaner sucht Asyl in Bonn

Gekündigter Geschäftsführer der nicaraguanischen Botschaft in Bonn will hier bleiben / Ihm würden Beziehungen zur CIA vorgeworfen / Angst vor Rückkehr / Nicaraguas Botschafter weist Beschuldigungen zurück  ■  Von Thomas Schmid

Berlin (taz) - Der ehemalige Geschäftsführer der nicaraguanischen Botschaft in Bonn Carlos Bendana hat bei der Bundesregierung um politisches Asyl nachgesucht. In einem Schreiben an Außenminister Genscher vom Dienstag begründete der Diplomat, dem zum 1.August gekündigt worden war, seinen Schritt damit, daß ihn der Botschafter Nicaraguas in Bonn Hernan Estrada beschuldigt habe, „Beziehungen mit Mitgliedern der nordamerikanischen CIA und der Konterrevolution zu unterhalten“. Für den Fall seiner Rückkehr nach Nicaragua befürchtet er nun „eine schwere Gefährdung meiner Familie und meiner Person“. Im übrigen verweist der Asylbewerber darauf, daß er immer die Positionen seiner Regierung vertreten habe und sich für die Prinzipien der Demokratie und des Pluralismus eingesetzt habe.

Botschafter Hernan Estrada wies die Beschuldigungen Bendanas als haltlose Unterstellungen zurück. Nie habe er diesen der Kontakte zur CIA bezichtigt, und persönlich hätten sie nie unüberwindbare Kontroversen gehabt. Bendana habe seinen Dienst im Rahmen einer weltweiten Verringerung des Personals der nicaraguanischen Botschaften, die allein der wirtschaftlichen Notlage des Landes geschuldet sei, zum 1.August quittieren müssen. Sein Flug nach Managua, wo er im Außenministerium hätte eingesetzt werden sollen, sei bereits gebucht gewesen. Doch habe Bendana offenbar gar nicht in seine Heimat zurückkehren wollen, denn er habe in der BRD um ein Studienstipendium nachgesucht, berichtet der Botschafter, der erst am Montag von einem Botschaftertreffen aus Managua zurückgekehrt ist. Dies habe ihm der SPD -Politiker und Berater der Sandinisten Hans-Jürgen Wischnewski erzählt. „Niemand in unserer Botschaft widersetzte sich dieser persönlichen Entscheidung“, erklärte Hernan Estrada. Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung habe ihm wohl schon ein Stipendium versprochen.

Bendana, Akademiker und Schriftsteller, war nie Mitglied der in Managua regierenden Sandinistischen Befreiungsfront. Als Geschäftsträger der Botschaft in Bonn bemühte er sich seit 1987 um eine Wiederaufnahme der 1982 eingestellten Entwicklungshilfe für sein Land. Einige, allerdings weniger prominente Nicaraguaner haben nach Auskunft des Zirndorfer Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge bereits in den vergangenen Jahren um Asyl nachgesucht.