„Biz Bize“ gedolmetscht

■ Hamburger Dolmetscher wurde als „Fachmann“ für die Beurteilung der türkischen Sendung „Biz Bize“ beschäftigt

Wie die Vorgesetzten bei Radio Bremen die türkische Regionalsendung „Biz Bize“ kontrollieren, das war bis gestern ihr Geheimnis. Einzig Programmdirektorin Carola Sommerey stand schon immer in guten Schuhen: Sie spreche selbst genug türkisch und könne deshalb die Mängel eines Mitarbeiters beurteilen, sagte sie zur taz, nachdem vor drei Wochen der „Biz Bize„-Reporter Ibrahim Atakli entlassen worden war. Außerdem, so Frau Sommerey weiter, seien „Fachleute“ hinzugezogen worden. Einer dieser Fachleute trat jetzt aus der Kulisse ins Licht der Öffentlichkeit - in Form einer Rechnung.

758 Mark berechnete der Hamburger Dolmetscher Mesut Sipahi für die Übersetzung der „Biz Bize„-Sendung vom ersten Juni 1988. Allerdings war mit der Übersetzung der Auftrag Sipahis nicht erfüllt: 80 Mark berechnete er für die „Beurteilung“ der einzelnen Beiträge und der SprecherInnen. Über den später entlassenen Ibrahim Atakli schreibt er: „Vulgäre Ausdrucksweise, stark akzentuierte Aussprache, vermutlich ein Türke mit kurdischer

Abstammung. Die Vortragung ist nicht flüssig. Unsympatische Stimme.“

Auch die einzige Frau bei Biz Bize kommt schlecht weg: „Mädchenhafte, jugendliche Stimme, Redeart zu schnell. Satzanfänge immer mit einem schrillenden Ton, was störend wirkt.“ Einen „osttürkischen Dialekt“ unterstellt er dem verantwortlichen Redakteur Fehmi Kaya ebenso wie seinem Stellvertreter Mesut Yigiter. Letzterer stammt allerdings aus Denizli im westlichen Teil des Landes.

„Biz Bize“ wird nun seit gut drei Jahren ausgestrahlt. In den letzten Monaten geriet die Sendung in den Strudel der türkischen Innenpolitik. Mitarbeiter verdächtigten sich gegenseitig, mit dem türkischen Geheimdienst und den rechtsradikalen „Grauen Wölfen“ zusammenzuarbeiten. Um den Problemen vorerst aus dem Weg zu gehen, wurden für zwei Monate alle Wortbeiträge aus der Sendung verbannt und der einzige Kurde unter den Mitarbeitern, Ibrahim Atakli, entlassen. Dagegen hat Atakli Klage beim Arbeitsgericht eingereicht.

mw