CSU–Kanzler

■ Das Schweigen Kohls zur Chile–Reise Blüms

Und der Bundeskanzler rührt sich nicht. Liefern sich Kabinettsmitglieder auch hitzige Saalschlachten, über eine angebliche Position Helmut Kohls im Chile–Konflikt erfährt die Öffentlichkeit nur aus Straußens Flüstertüte Bild: Der Kanzler stehe hinter Innenminister Zimmermann. Und das ist bekanntlich rechts außen. Bleibt der Urlauber vom Wolfgangssee bei seiner einzigen autorisierten Erklärung „Kein Kommentar“, macht er sich endgültig zum CSU– und Stahlhelmkanzler. Wie schon in der Diskussion zur Pershing 1a stellt der Regierungschef sich mit seinem Schweigen nicht nur gegen eine rein rechnerische parlamentarische Mehrheit aus dem christlichen Flügel seiner eigenen Fraktion, der FDP, der SPD und den Grünen. Vor dem Hintergrund der imageaufbessernden Profilierung gegenüber der FDP blamiert sich Kohl endgültig als entscheidungsschwacher Minderheitenkanzler. Auf Dauer kann auch die größte angestrebte „Volkspartei“ nicht die Unterstützer faschistischer Diktaturen und Foltergegner, die Abrüster und Raketenfetischisten unter einer Parteifahne vereinigen. Bei Abgrasen des rechtsextremen Wählerrandes durch Zimmermann und Dregger, der bürgerlichen Mitte durch Geißler und dem Versuch, mit Blüm in Nordrhein–Westfalen auch noch Arbeiterstimmen einzufangen, wird die Profillosigkeit des Kanzlers überdeutlich. Kuno Kruse