Unterschriften gegen Militäramnestie

■ Uruguays „Mütter der Verschwundenen“ wollen mit ihrer Aktion Straffreiheit für Verbrechen der Militärdiktatur verhindern

Aus Montevideo Gaby Weber

Insgesamt 260.000 Unterschriften gegen das Amnestiegesetz für Polizei und Militär haben die Mütter der Verschwundenen Uruguays bisher zusammengetragen. Dies gaben sie am Freitag in einer Pressekonferenz bekannt. Um eine Volksabstimmung gegen das Ende Dezember verabschiedete Gesetz zu erzwingen, das die Verbrechen der Militärdiktatur 1973–1985 ungesühnt läßt, brauchen sie innerhalb eines Jahres insgesamt 550.000 gültige Unterschriften. Das entspricht einem Viertel aller Wahlberechtigten. Allein am vergangenen Sonntag haben sich 100.000 in die Unterschriftenlisten eingetragen. Viele Sammler berichten von der Angst, die den Uruguayern noch im Nacken sitzt. „Ich bin Angestellter im öffentlichen Dienst“ oder aber „Ich habe Angst um meine Rente“, sind die häufigsten Entschuldigungen, um sich vor der Eintragung zu drücken. Und daß man ausgerechnet einen Sonntag für die Tür–zu–Tür–Kampagne aussuchte, war wohl reichlich ungeschickt. „Fast überall, wo ich geklingelt habe“, so einer der „Brigadisten“, „waren die Bewohner ausgeflogen.“ Das Hauptproblem seien aber die Gewerkschaften. Offiziell unterstützt der Dachverband die Kampagne, aber schon zwei Wochen nach dem Startschuß lieferten 14 (von insgesamt 42) Einzelgewerkschaften ihre Listen ab; ihr Saldo: läppische 10.000 Unterschriften. Jetzt hat der Dachverband auf massive Kritik der Basis hin die Aufstellung von Infoständen und Tischen vor den Fabriken beschlossen. FORTSETZUNG VON SEITE 1