Neue Hinweise in „La Belle“–Anschlag

■ In Italien lebender Cousin des in Berlin verhafteten Tatverdächtigen Ahmad Hasi soll in einem Brief über den Anschlag unterrichtet worden sein / Angeblich auch Hinweise auf mutmaßliche syrische Hintermänner

Aus Berlin Kuno Kruse

Eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung des Sprengstoffanschlags auf die Berliner Discothek „La Belle“ soll dem in Genua verhafteten Cousin des tatverdächtigen Ahmad Hasi zukommen. Das berichtete unter Berufung auf Ermittlungsbehören die Berliner Springerzeitung Morgenpost. Bei dem in Italien studierenden Cousin Anwi Hindawi sei ein Brief gefunden worden, der auf den Anschlag in Berlin Bezug nehme. Wie in dem ersten Prozeß gegen Ahmad Hasi und Farouk Salameh wegen des Anschlags auf die Deutsch–Arabische Gesellschaft in Berlin festgestellt wurde, war der in Genua lebende Awni Hindawi gemeinsam mit den beiden inzwischen zu hohen Freiheitsstrafen Verurteilten für eine „Revolutionäre Jordanische Bewegung“ rekrutiert worden. Als Initiator der Bewegung gilt der in London wegen eines versuchten Anschlags auf eine israelische Verkehrsmaschine verurteilte Nezar Hindawi. In dem in Genua gefundenen Brief sollen neben dem Namen Nezar Hindawis auch die Namen mutmaßlicher syrischer Hintermänner der Attentatsserie „Deutsch–Arabische Gesellschaft“, „La Belle“ und „El–Al– Maschine“ genannt worden sein. Es soll sich dabei um den Luftwaffengeheimdienstoffizier Haitham Said und einen zweiten Offizier namens Samer Koukhash handeln. Diese hätten Nezar Hindawi die Anschlagsziele genannt. Der in Genua einsitzende Awni Hindawi sei von der Berliner Staatsanwaltschaft noch nicht vernommen worden. Der Sprecher der Berliner Justizbehörden, Volker Kühne, bestätigte die Existenz eines in Genua gefundenen Briefes. Aber die Meldung, der Fall stehe kurz vor der Aufklärung, decke sich nicht mit dem Stand der Ermittlungen bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Bei dem Anschlag auf die Berliner Discothek waren eine junge Türkin und ein schwarzer U.S.Soldat getötet und über 200 Personen zum Teil schwer verletzt worden. Auch in anderen Fahndungssachen, vermeldete das Bundeskriminalamt der Morgenpost, habe man „gewisse Erkenntnisse“ gewonnen. Eine fünfköpfige Palästinensergruppe, darunter zwei Frauen, die bereits im September letzten Jahres in Marokko wegen Sprengstoff– und Waffenschmuggels festgenommen worden seien, zeichneten möglicherweise für das Attentat auf das Berliner Restaurant „Mifgash“ verantwortlich. Bei dem Anschlag waren ein Kleinkind getötet und zahlreiche Gäste verletzt worden. Bei einem der Verhafteten handle es sich um den 37jährigen Palästinenser Darwich Abdul–All, gegen den in Berlin ein Haftbefehl wegen illegalen Waffenbesitzes vorliegt. Der mit einer deutschen Frau verheiratete Palästinenser hat noch zwei Koffer in Berlin. Inhalt: Sprengstoff. Sie befinden sich in der Reservatenkammer des Berliner Staatsschutzes. Nach einem dritten Bombenkoffer wurde damals vergeblich gesucht.