Kohl–Zitat blockiert AKW–Geschäft

■ Bisher nur vage Gespräche zwischen Kraftwerksunion und sowjetischen Staatskomitees über Export bundesdeutscher Reaktorsicherheitstechnik / Kraftwerksunion will mit UdSSR ins Geschäft kommen

Berlin taz) - Zwischen Wirtschaftsunternehmen der Bundesrepublik und „sowjetischen Stellen“ haben nach Informationen Bundeskanzler Kohls nur „vage Gesprächsdiskussionen“ über eine Nachrüstung sowjetischer Atomkraftwerke mit westdeutscher Technologie stattgefunden. Offiziell, verlautbarte Regierungssprecher Ost, sei die Bundesregierung mit derartigen Projekten nicht befaßt. Auch der sowjetische Botschafter in Bonn , Juli Kwizinski, bestätigte lediglich erste Gespräche zwischen Vertretern der deutschen Industrie und zuständigen Staatskomitees seines Landes. Kwizinski bedauerte, daß das entsprechende Abkommen über die Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie nicht zustandegekommen und eine „Pause“ eingetreten sei. Hilfreich wäre wohl jede praktische Demonstration guten Willens. Dazu werden man auch das Augenmerk auf die Regierungserklärung Kohls vor dem Bundestag richten. Der Vertrag über eine Zusammenarbeit bei der friedliche Nutzung der Kernenergie war am 4. November letzten Jahres zur Unterzeichnung in Moskau vorgesehen, Bundesforschungsminister Riesenhuber aber nach dem unseligen Goebbels–Gorbatschow Vergleich Kohls ausgeladen worden. „Ein neuer Termin,“ so ein Sprecher des Bundesforschungsministeriums, das von Gesprächen deutscher Wirtschafsunter nehmen mit der Sowjetunion bisher nur aus der „Bild“–Zeitung erfahren habe, „ist noch nicht zustandegekommen“. „Das ist alles bisher nur unser Wunsch,“ relativiert ein Sprecher des auf dem Reaktormarkt führenden Siemens–Unternehmens „Kraftwerksunion“ (KWU) alle Geschäftsanbahnungen. „Wir sind nicht in einer Phase, die wir Verhandlungen nennen können.“ Gleich nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl habe die KWU ihre Kontakte zur Sowjetunion verstärkt, „um Möglichkeiten für Aufträge auf dem Gebiet der Sicherheitstechnik zu sondieren.“ „Wir haben lediglich Signale an die Sowjetunion gegeben,“ so der KWU Sprecher, es sei aber nicht abzusehen, „ob die Sowjetunion bei der Erhöhung der Sicherheit ihrer Kernkraftwerke auf westliche Technologie zurückgreifen wird“. Die Siemens–Tochter versucht seit Jahren mit der Sowjetunion ins Geschäft zu kommen. Man hatte eine gute Chance für weitere Geschäftsverbinden gewittert, da die KWU seit der Nachrüstung der finnischen Kraftwerksanlagen in Loviisa über Erfahrungen mit dort verwendeter sowjetischer Reaktortechnik verfügt. Kuno Kruse